Wie gut ist das Krisenmanagement in Rheinland-Pfalz? Spätestens seit der Flut im Ahrtal und der langwierigen politischen Aufarbeitung sind die Menschen im Bundesland sensibel geworden für die verschiedenen Ebenen von Verantwortung. Spätestens nachdem Roger Lewentz (SPD) als Innenminister abdanken musste. Nun verbietet sich angesichts der viel dramatischeren Folgen dieses Naturunglücks nahezu jeder Vergleich mit dem Hackerangriff auf die Verwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises. Aber dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob die Kommunikationskanäle zwischen Innenministerium und Kreisverwaltungen in Krisenfällen optimal funktionieren. Zur Erinnerung: Hackerangriffe sind in diesem Ausmaß zwar keine ganz neuen Phänomene mehr, aber sie kommen auch nicht täglich vor. Einen Erfahrungsschatz gibt es in der Ludwigshafener Behörde diesbezüglich nicht. So steht Landrat Clemens Körner mit seiner IT-Abteilung auch relativ allein auf weiter Flur, wenn es darum geht, Schadensbegrenzung zu betreiben.
Der Verweis des Innenministeriums auf das Landeskriminalamt kommt fast einem Schuldeingeständnis gleich. Warum? Natürlich werden die Beamten dort alles versuchen, der Täter habhaft zu werden, aber es handelt sich dabei lediglich um Kriminalitätsbekämpfung. Dass die Kreisverwaltung erst am Montag wusste, welche Daten im Darknet aufgetaucht sind, obwohl schon seit Freitagmorgen bekannt war, dass es sie gibt, ist ein Unding. Kriminelle Hacker hätten am Wochenende einiges mit den geleakten Daten anstellen können.
Da davon auszugehen ist, dass es nicht der letzte Hackerangriff auf eine Behörde ist, wäre jetzt Zeit zu lernen – auch im Innenministerium, das den Kreis im Regen stehen lässt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Innenministerium lässt Kreis alleine im Regen