Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar In Edingen-Neckarhausen kommt es auf Integration an

Simon Michler wird das „verflixte siebte Jahr“ als Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen nicht vollmachen, sondern im Oktober ein neues Amt im Tauberfränkischen übernehmen. Sein vorzeitiger Rückzug kann nicht wirklich überraschen, der Zeitpunkt aber schon. Für sich selbst macht Michler damit den Weg für einen Neuanfang frei, für die Gemeinde ebenfalls. Allerdings muss jetzt alles ganz schnell gehen. Wenn die im Rat vertretenen Parteien mitmischen wollen, müssen sie noch in der Sommerpause einen Bewerber oder eine Bewerberin finden. Dass er oder sie es im Gemeinderat Edingen-Neckarhausen nicht leicht haben wird, ist kein Geheimnis.

Schwere Aufgabe

Wie bei der vergangenen Wahl stellt sich die Frage, ob ein Bürgermeister aus der Gemeinde oder von außerhalb kommen soll. Als Verwaltungsfachmann mit dem Blick von außen hatte Michler im zweiten Anlauf die relative Mehrheit überzeugen können, die örtlichen Bewerber blieben mit mehr oder weniger großem Abstand hinter ihm.

Wer die Gemeinde Edingen-Neckarhausen in den kommenden Jahren voranbringen will, sollte nicht nur verwalten, sondern muss gestalten und vor allem integrieren können. Bei der aktuellen Zusammensetzung des Gemeinderates und seiner inhaltlichen Bandbreite ist das eine Sisyphos-Aufgabe. Dass das jemand aus den eigenen Reihen schaffen kann, ist undenkbar.

Ideal wäre also ein fachlich qualifizierter Bewerber, der nicht nur Visionen für die Zukunft der Gemeinde hat, sondern dabei von Anfang an auch auf die Unterstützung von mehreren Fraktionen zählen kann, und zwar auf Dauer, nicht nur vor der Wahl. Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren lassen leider befürchten, dass es so eine Kandidatur in Edingen-Neckarhausen nicht geben wird. Dass Simon Michler als Bürgermeister gescheitert ist, liegt nicht nur an den Fehlern, die er gemacht hat, sondern auch an der Parteipolitik im Gemeinderat.