Kommentar Horst Hamann schafft Panoramen der Tiefe von Mannheim

Der preisgekrönte Mannheimer Fotograf schließt Frieden mit seiner Geburtsstadt. Nach Jahrzehnten in den USA lebt er nun wieder in der Quadratestadt, schreibt Stefan M. Dettlinger. Einst zog Hamann im Grimm davon

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Stefan M. Dettlinger
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Mannheim. Heute liegt der "Mannheimer Morgen" in einer etwas anderen, einer besonderen Form vor. Mit der Samstag-Ausgabe feiern wir nämlich den Mannheimer Künstler Horst Hamann. Wir feiern ihn mit vielen seiner Bilder, mit einem Interview und einer nicht ganz ernst gemeinten Story eines Events auf dem Tenniscourt. Hamann ist ein nahbarer, ein humorvoller Fotograf, der (fast) zu jeder Schandtat bereit ist. Seinen Werken sieht man das nicht immer an.

In einem Bild von ihm blicken wir – fast wie verboten – schräg über eines der Eckgebäude an der Augustaanlage auf den Wasserturm und das davor liegende Bassin. Für Hamann ist der Wasserturm „unser Empire State Building“, wie er selbst sagt. Und betrachtet man das zwischen architekturaler Besonderheit und großstädtischer Beliebigkeit changierende Bild immer wieder, so mutiert es allmählich fast zu etwas Ikonografischem. Obwohl das für Hamann typische Extrem-Hochformat (6 x 17) im Grunde vollkommen ungeeignet scheint, um viel von einer Stadt zu zeigen, entsteht hier so etwas wie ein Panorama der Tiefe, das uns im Hintergrund dann doch noch in die Planken eintauchen, Kräne besteigen und die Konkordienkirche in R 2 betreten lässt.

Hamann feiert hier eine Stadt, er feiert Mannheim, wie er auch New York, London und andere Weltmetropolen fotografisch gefeiert hat, obwohl er, und das muss man sagen, die Quadratestadt einst, es war 1989, durchaus im Grimm in Richtung Big Apple verlassen hatte. Missverstanden hatte er sich hier gefühlt, sagte er zu mir im Interview, und wer Journalismus ernst nimmt und ehrlich ist, darf auch eingestehen, dass der „Mannheimer Morgen“ dabei eine Rolle gespielt hat.

Nun aber ist Horst Hamann zurück. Nach Jahrzehnten in den USA. Er schließt seinen Frieden mit der Stadt, mit der Vergangenheit und kommt mit allem ins Reine. Mit dieser Ausgabe schließen wir uns seiner wiederholten Liebeserklärung an Mannheim an, lassen wir uns die Augen öffnen und entdecken zusammen mit ihm und seinen exquisiten Ansichten die Quadratestadt neu.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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