Kommentar Hitzige Stimmung auf Waldhof-Mitgliederversammlung: Blau-schwarze Risse

Die Mitgliederversammlung des SVW offenbart Risse innerhalb des Vereins. Die ungewisse Zukunft der Jugendabteilung sorgt für Unmut an der Basis, der sich auch gegen Präsident Beetz richtet, schreibt Alexander Müller

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Alexander Müller
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Jetzt ist das eingetreten, was die Skeptiker bei der Ausgliederung der Profimannschaft des SV Waldhof in eine Spielbetriebs-GmbH vor fünf Jahren befürchtet hatten. Die hitzige Mitgliederversammlung am Montag offenbarte deutliche Risse innerhalb der blau-schwarzen Familie. Auf der einen Seite die GmbH mit ihren ambitionierten sportlichen Zielen, auf der anderen Seite der finanziell darbende e.V., der es nach dem Ausstieg des langjährigen Kooperationspartners „Anpfiff ins Leben“ nicht mehr schafft, eine den Ansprüchen des Clubs angemessene Jugendarbeit zu schultern. Mittendrin Bernd Beetz, der durch die Doppelfunktion als Investor der GmbH und Präsident des e.V. zunehmend ins Lavieren gerät.

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Thorsten Hof
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An der Basis rumort es schon länger, am Montag trat der Unmut an die Oberfläche. Aus den Reihen der Mitglieder steht der Vorwurf der Geringschätzung des e.V. im Raum. Präsident Beetz bringe sich nicht genügend beim Hauptverein ein und konzentriere alle Ressourcen auf die GmbH. Der Tenor der Kritik der Basis: Es passe nicht zusammen, dass ein Club, der für 60 Millionen Euro ein neues Stadion bauen und in die 2. Liga aufsteigen will, keine 500 000 Euro für eine gute Jugendarbeit zusammenbekommt. Und das passt auch nicht zusammen.

Ohne Bernd Beetz gäbe es keinen Profifußball in Mannheim. Seit seinem Einstieg als Investor 2016 hat der 72-Jährige einen zweistelligen Millionenbetrag in den SVW gepumpt. Jede Saison muss er bei den Profis Löcher in Höhe von zwei Millionen Euro stopfen. Und Beetz spendierte auch die Anschubfinanzierung für das dann vom DFB gestoppte Projekt, ein professionelles Nachwuchsleistungszentrum am Alsenweg aufzubauen.

Aber die Seele des Vereins zu streicheln, hat der frühere Wirtschaftsboss nie gelernt. Das zeigten seine schroffen und teils dünnhäutigen Reaktionen bei der Mitgliederversammlung auf Fragen zur ungewissen Zukunft der Jugend. Ein Thema, das wie kein zweites die Identität des Vereins berührt. Der vom Präsidium eilig konzipierte Rettungsplan geriet wenig überzeugend: ein fast verzweifelter Appell ans Ehrenamt – und viel Prinzip Hoffnung. Das ist zu wenig.

Spätestens, wenn die Profis in die 2. Liga aufsteigen sollten, wird das Thema wieder auf den Tisch kommen. Dann benötigt der Waldhof als Lizenzvorschrift innerhalb von zwei Jahren ein Nachwuchsleistungszentrum – und dafür braucht es eine solide, langfristig angelegte finanzielle Versorgung des Hauptvereins – keine Flickschusterei.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB