Landtagswahl

Grüne Fadime Tuncer sieht sich als „Brücke“

Bei der Nominierung ihrer Abgeordneten Fadime Tuncer zur Kandidatin für die Landtagswahl 2026 zeigen sich die Grünen der Region geschlossen und optimistisch.

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Konstantin Groß
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Gewählt: Fadime Tuncer als Landtagskandidatin und Michael Haug als Zweitkandidat. © Konstantin Groß

Neckar-Bergstraße. Zuweilen gibt bereits der Ort eines Geschehens beredt Auskunft darüber, worum es wirklich geht. So auch bei der Grünen Nominierungsversammlung zur Landtagswahl 2026 im Wahlkreis Weinheim, für die das Bürgerhaus in Heddesheim den Schauplatz bildet. Und der ist doppelt aufschlussreich.

Zum einen weist Heddesheim, wie mehrere Redner bekunden, auf eine zentrale politische Herausforderung der Grünen. Denn in der Tabakgemeinde holt die AfD bei der Bundestagswahl mit 20 Prozent ihr mit Abstand bestes Ergebnis im Wahlkreis. Und zum zweiten ist das Bürgerhaus zwei Wochen zuvor Ort der Nominierung des CDU-Landtagskandidaten Bastian Schneider, der als der größte Kontrahent der Grünen im Wahlkreis gilt.

Und für diese Grünen geht, wie bereits gemeldet, die bisherige Abgeordnete Fadime Tuncer ins Rennen. Mit 57 von 59 Stimmen (96,6 Prozent) wird die 55-jährige Schriesheimerin nominiert. Ihr „Ersatzmann“ ist der Ilvesheimer Gemeinderat Michael Haug, beruflich bei der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord tätig, dort stellvertretender Vorsitzender des Personalrates; er erhält 51 von 58 Stimmen (88 Prozent).

Es ist ein Abend der Geschlossenheit, ja der Harmonie, schon dank der erfahrenen Versammlungsleitung durch den Platzhirsch Günther Heinisch. Professionell, auch mit Humor, prägt er die Stimmung des Abends, der ohne ein einziges scharfes Wort abläuft. In keiner Rede gibt es etwa einen Angriff gegen die CDU – Unterschied zur Rhetorik Schneiders, der bei seiner Nomonierung gegen Grüne und „Linke“ wettert.

Tuncer verweist auf Erfolge auch im Wahlkreis

Fadime Tuncer dagegen spricht geradezu staatstragend. 25 Minuten dauert ihre Vorstellung, die einem Rechenschaftsbericht ähnelt. Nur kurz hält sie sich bei der großen weiten Welt auf („Mit der Zustimmung zur Änderung des Grundgesetzes sind die Bundesgrünen ihrer staatspolitischen Verantwortung gerecht geworden“), um sich dann der Landespolitik zuzuwenden.

Keine Überraschung, dass sie eine uneingeschränkt positive Bilanz von fast 15 Jahren grün-geführter Regierung in Stuttgart zieht. „In diesen Jahren haben wir viel erreicht“, lautet ihr Resümee auch für den Wahlkreis. Beim Klimaschutz erwähnt sie die bürgerinitiierte PV-Anlage an der Bahn zwischen Ladenburg und Heddesheim, den Zusammenschluss der Kommunen an der Bergstraße zur kommunalen Wärmeplanung und das Projekt Rückhaltebecken Dossenheim mit einer Million Euro Landeszuschuss.

Auch bei Hallen, Schulen und Straßen gehe es voran. „Ladenburg kann endlich seine lang ersehnte Dreifeld-Halle bauen“, berichtet die Abgeordnete, die Mehrzweckhalle in Ilvesheim werde saniert, ebenso wie Grundschulen in Edingen-Neckarhausen und Hemsbach. Der SC Weinheim und der KSV Schriesheim werden Stützpunktvereine im Programm „Integration vor Ort“.

Tuncer formuliert auch ihr Verständnis vom Mandat, sieht sich „als Nahtstelle von Kommunalverwaltung und Landesregierung, zwischen den Menschen vor Ort und unserem Parlament.“ Sie packt es in ein Bild: „Ich habe Brücken gebaut, und manchmal bin ich selbst die Brücke.“ Und sie versichert: „Ich bin ansprechbar, weil ich für unsere grünen Werte brenne.“ Auch wenn sie dabei „immer wieder manches um die Ohren gehauen“ bekommt, wobei es aber zumeist um Bundespolitisches gehe.

Verweis auf politische Erfahrung und Erinnerung an Uli Sckerl

Natürlich darf und muss der Werbeblock für die eigene Person nicht fehlen. Sie verweist auf ihre Erfahrung: als Gemeinderätin in Schriesheim seit 2009, als langjährige Kreisrätin, Kreisvorsitzende seit 2013, im Landtag, dort als Sprecherin ihrer Fraktion für Integration, stellvertretende Vorsitzende im Sozialausschuss, Mitglied im politisch bedeutsamen Ständigen Ausschuss.

„Von Uli, meinem Mentor, habe ich das politische Geschäft gelernt, an seiner Seite die Entwicklung grüner Regierungspolitik verfolgt“, erinnert Tuncer an den verstorbenen Abgeordneten, dem sie nach dessen Tod 2022 als damalige Zweitkandidatin in den Landtag gefolgt ist. Und diese Arbeit will sie fortsetzen, „mit meiner Erfahrung, mit meiner tiefen Verwurzelung im Wahlkreis und meiner Expertise.“

Dass dies klappt, da gibt sie sich optimistisch: „Wir werden um das Direktmandat kämpfen, es verteidigen, und gemeinsam, da bin ich mir sicher, werden wir das auch schaffen.“ Eine ganze Minute lang starker Schlussapplaus von Aktiven einer Partei, die nicht gerade für Ovationen an ihr Personal bekannt ist.

Und dann ergreift auch noch eine Aktive das Wort: „Liebe Fadime, ich möchte Dir einfach Danke sagen!“ Dass sie sich nach dem „Kaltstart“ so in die Arbeit reingekniet habe und vor allem für die Ortsverbände immer ansprechbar sei. Und wieder starker Beifall.

Am Ende die Frage aller Fragen: „Auf welchem Listenplatz stehst Du?“ Denn auf die Landesliste kommt es an, wenn Tuncer das Direktmandat verfehlt. „Das wird im Mai auf einer Landesversammlung in Heidenheim festgelegt“, kann sie nur sagen. Und die Chancen? „Es gibt Menschen, die sind im Landesvorstand, im Fraktionsvorstand, die sind MinisterInnen und StaatssekretärInnen“, schmunzelt sie: „Und von daher könnt Ihr Euch überlegen, wie sich das zusammenfügt.“

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