Hamburg macht es seit fast zwei Jahrzehnten vor: Wenn dort bei Viereinhalbjährigen Sprachdefizite festgestellt werden, greift ein umfassendes Konzept mit verpflichtenden Sprachfördermaßnahmen noch vor der Einschulung und auch während der Schulzeit. Als sich die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) Anfang 2023 vor Ort darüber informierte, war sie ausgesprochen angetan. Ein vergleichbares Modell möchte sie deshalb ab dem jetzt beginnenden Schuljahr auch zwischen Bodensee und Nordbaden einführen.
Schopper hat dafür schon einen klingenden Namen: „Sprach Fit“. Sie spricht von einem „nachhaltigen Großvorhaben der Landesregierung“, das den „Schwerpunkt auf den Einstieg der Kinder in die Bildung“ lege. Allerdings beginnt dieses „Großvorhaben“ zunächst einmal mit Trippelschritten. Vorerst in gut zehn Prozent der Kita-Gruppen im Land werde es „eine verpflichtende, zusätzliches Sprachförderung im Umfang von vier Wochenstunden“ geben.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Der Einstieg in „Sprach fit“ startet in Kitas, in denen es eine solche Förderung bereits gibt. Zusätzliches Personal wird dafür vorerst nicht benötigt, denn das vorhandene wird statt wie bisher im Projekt „Schulreifes Kind“ einfach in „Sprach Fit“ eingesetzt.
Die Bildungsgewerkschaft GEW hielte es für besser, anstatt vier Wochenstunden eine „alltagsintegrierte Sprachbildung“ zu implementieren. So etwas gibt es bereits – in den Sprach-Kitas, von denen Mannheim 46 besitzt. Auch deren Ausbau plant das Kultusministerium, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Warum? Weil es außer an Geld an allen Ecken und Enden an Personal fehlt. Das wird sich in den kommenden Jahren nicht ändern – im Gegenteil. Für den Rechtsanspruch auf Ganztag ab 2026 und weitere Projekte werden viele zusätzliche Kräfte benötigt. Wo sollen sie herkommen? Vorerst sind die wohlklingenden Pläne ein ungedeckter Scheck. Völlig unklar, ob er in Zukunft eingelöst werden kann.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Greifen neue Programme zum Schulstart in Mannheim?
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