Das Federvieh wird bestaunt und gefüttert, aber die Verdauungsreste rufen Ekel und Ärger hervor: Auf der Heidelberger Neckarwiese (und an den Flussufern im ganzen Land) sorgen größere Mengen an Gänsekot für Diskussionsstoff.
Im Frühjahr wird die Kritik besonders laut. Nach den Wochen drinnen zieht es die Menschen raus in die Sonne und ins Grüne. Auch frei laufende Hunde „stören“ stets besonders im Frühling. Wiesen, die den Winter über kaum beachtet wurden, werden überrannt und sollen nun einen appetitlichen Eindruck beim Picknick bieten.
Die Gänse, die zum Teil den gesamten Winter auf der Wiese ausgeharrt haben, fliegen zwar davon. Aber das Ergebnis ihrer immensen Verdauung – pro Tier rechnen Experten mit zwei Kilo Kot am Tag, aufgeteilt in 170 Portionen – bleibt. Die gute Nachricht: Die Köttel riechen kaum, anders als bei Hund oder Katze. Denn auch wenn eine Gans sich auch mal gerne eine Schnecke oder einen Wurm zwischen den Schnabel steckt, ernährt sie sich doch vor allem von Grünzeug wie Gras oder Unkraut. Vielleicht lässt sich dieses Material ja gut als Biomasse verheizen? Hier sind findige Ideen gefragt.
Zur großen Jagd zu blasen, verbietet sich nicht nur aus Tierschutzaspekten. Einige Gänsearten dürfen allein mit seltener Ausnahmegenehmigung bejagt werden, andere nur zu besonderen Zeiten. Scharfe Waffen verbieten sich in innerstädtischen Räumen ohnehin. Auch die „Pille für die Gans“ fällt aus, weil keine Medikamente in die Natur eingebracht werden dürfen.
Heidelberg geht mit einem „Rasen-Sauger“ über die beliebte Freizeitfläche. Durch Bejagen und Vergrämen sowie das Einsammeln von Gelegen soll die Population klein bleiben. Natürliche Feinde haben die zugewanderten Vögel, die heimische Enten verdrängt haben, nicht.
Die Räume für Wildtiere schrumpfen. Das Gänse-Problem ist menschengemacht – und die Lösung eine Herausforderung, die mit viel Verantwortung verbunden ist.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gänsekot auf der Neckarwiese: Der Mensch hat Schuld
Die Räume für Wildtiere schrumpfen. Das Problem ist menschengemacht – und die Lösung eine Herausforderung, meint Michaela Roßner zum Ärger über den Kot von Tieren auf der Heidelberger Neckarwiese