Kommentar Festival des deutschen Films: Es kann so weitergehen

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Kommentar von
Thomas Groß
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Geschafft: Das Festival des deutschen Films kann seine Erfolgsgeschichte unverändert fortsetzen. Es knüpft wieder an die Zeit vor Corona an, als regelmäßig mehr als 100 000 Besucher zum Filmfest auf die Ludwigshafener Parkinsel kamen. Im Vorjahr hatte die eigentlich beachtliche Zahl von 88 000 Besuchern noch zu einem Defizit geführt, das ein Bundesfonds auffing. Der steht nun nicht mehr bereit, weshalb ein Publikumszuspruch wie 2022 Probleme bereitet hätte.

Denn das auch in der Filmbranche sehr geschätzte Festival finanziert seinen Etat von ungefähr 2,5 Millionen Euro zu 75 Prozent durch Kartenverkäufe und weitere Einnahmen, vor allem aus dem Speise- und Getränkeangebot. Was in der oft hochsubventionierten Kulturbranche eine bemerkenswerte Ausnahme ist, kann leicht zum Problem werden. Erst bei 100 000 Besuchern sind die Unkosten gedeckt. Entsprechend sorgen die neuen Zahlen nicht nur bei den Festivalmachern für Erleichterung. Regelmäßige Besucher des Festivals sehen es gewiss ebenso, zudem Sponsoren und die öffentlichen Förderer – das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Ludwigshafen.

Diese Kommune hat zuletzt ja vor allem durch immer neue Schwierigkeiten von sich reden gemacht. Das Filmfestival ist dagegen eine Ludwigshafener Erfolgsgeschichte, die das trübe Bild aufhellt. Der Wert der Kultur, den hier neben dem Pfalzbautheater, Wilhelm-Hack-Museum, der Staatsphilharmonie und dem Kulturprogramm der BASF vor allem das weithin ausstrahlende Filmfestival repräsentiert, wird durch dieses mit seiner besonderen Atmosphäre dick unterstrichen. Es vermittelt Kunst und Leben, ist ein Kultur- und ein regelrechtes Volksfest zugleich.

Hohe Publikumszahlen erreicht indes nur, wer ein Programm bietet, in dem sich viele wiederfinden. Und das gelingt hier wohlgemerkt, ohne auf künstlerischen Anspruch zu verzichten. Die zuweilen anscheinend vor allem an einer angesagten politischen Agenda orientierten Institutionen sollten diesem Umstand vielleicht mehr Beachtung schenken. Taugt das Festival auch als Vorbild angesichts klammer werdender öffentlicher Kassen? In der weiteren Region arbeitet das Rheingau-Musikfestival nach einem ähnlichen Rezept erfolgreich. Institutionen mit ganzjährigem Programm und hohem Personalbestand sind dagegen naturgemäß Grenzen gesetzt, wenn Eigeneinnahmen einen großen Teil der Gesamtkosten decken sollen. Dass das Festival seinen besonderen Rang erhalten kann, ist ja aber auch allein schon erfreulich genug.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.