Lastwagen schleichen oft auf der Straße, sie lärmen, sie stinken. Zumindest die beiden letzteren Probleme ließen sich lösen. Daimler Truck gibt jetzt das Wasserstoff-Modell – den GenH2 Truck – zum Testen in Kundenhand. Man darf auf die Erfahrungen gespannt sein. Klappt es wirklich mit der angepriesenen Reichweite von mehr als 1000 Kilometern mit einer Füllung? Was werden die Fahrer berichten? Klar ist schon jetzt: Der Fortschritt bei Wasserstoff-Lkw mit Brennstoffzelle braucht sehr viel Zeit.
Noch sind die Gesamtbetriebskosten von Wasserstoff-Lkw zu hoch, um mit Dieseln ökonomisch konkurrieren zu können. Im Güterverkehr zählt jeder Zehntel-Cent. Die entscheidende Frage ist, wann auf dem Weltmarkt ausreichend bezahlbarer grüner Wasserstoff verfügbar ist. Nur wenn der Wasserstoff nachhaltig hergestellt worden ist – also per Elektrolyse mit Strom aus Sonne, Wind oder Wasserkraft – fällt die Ökobilanz in Transportern wirklich gut aus.
Noch gibt es hierzulande kaum Tankgelegenheiten
Selbst wenn Daimler Truck schon heute Wasserstoff-Lkw aus der Serienfertigung im Angebot hätte: Der Hersteller könnte sie nicht verkaufen, weil es so gut wie keine Tankgelegenheiten gibt. Es existieren zwar gut 100 H2-Zapfsäulen in Deutschland, diese sind bauartbedingt aber nur von Autos nutzbar. Der Nachholbedarf für Lkw ist immens.
Daimler Truck hat sich dazu entschieden, zweigleisig zu forschen und zu entwickeln – am batterie-elektrischen Antrieb (vor allem für den regionalen Verteilerverkehr) und an der Brennstoffzelle (für den Schwerlastverkehr über lange Strecken). Man könnte entgegensetzen, dass es mehr bringt, sich auf eine Technologie zu fokussieren. So wie es etwa die Wirtschaftsweisen tun, die sich in der Frage eines klimaneutralen Güterverkehrs mehrheitlich für batterie-elektrische Lastwagen aussprechen.
Doch: Eine Technologie-Offenheit hilft, zumal sich Lkw – bei allen schönen Vorstellungen von Gütertransport per Bahn oder Schiff – in unserer Welt nicht einfach ersetzen lassen. Klimafreundliche Antriebsformen im Transportsektor werden dringend benötigt. Kunden von Daimler Truck können Wasserstoff-Lkw in der Erprobungsphase auf der Straße erleben und so fundiert einschätzen, wann welcher Antrieb für welche Fahrten geeignet ist. Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt – warum nicht? Lieber einer Technologie eine Chance geben, auch wenn sie noch Zeit braucht, anstatt sie von vornherein zu beerdigen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Entwicklung von Wasserstoff-Lkw braucht noch Zeit
Daimler Truck gibt Prototypen des Wasserstoff-Lkw GenH2 in Kundenhand. Ein guter und wichtiger Schritt - auch wenn diese Technologie noch Zeit braucht, meint Alexander Jungert. Ein Kommentar