Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Eisige Zeit auch in Mannheim für Wahlplakate

Sie können einem schon auch leidtun. Minus zwei Grad soll es in Mannheim um Mitternacht von Samstag auf Sonntag kalt sein. Dann werden wieder allerlei Ehrenamtliche aus den Parteien durch die Straßen ziehen, um mit eisigen Fingern Plakate für die Bundestagswahl aufzuhängen.

Eigentlich ist das albern. Den Startschuss für die Jagd nach den besten Plätzen, da ließe die Stadtverwaltung wohl mit sich reden, könnte man auch auf 9 Uhr morgens oder so legen. Aber dafür fehlt es an Leidensdruck der Betroffenen. Gerade für den Parteinachwuchs hat es ja auch Kult-Charakter, sich gemeinsam die Nacht um die Ohren zu schlagen.

Nicht jedes Abreißen ist ein Anschlag auf die Demokratie

Zwar gibt es, wie Mails an die Redaktion belegen, nicht wenige Menschen, die sich an Wahlplakaten stören. Vor allem an unzulässig Aufgehängten, auch jetzt wurden Ausnahmen von der Sechs-Wochen-Frist wieder sehr großzügig interpretiert. Allerdings sind die Plakate für die Parteien einfach wichtig, um auf sich und ihre Kandidaten aufmerksam zu machen. Das gehört zum demokratischen Wettstreit. Und wegen der auf den 23. Februar vorgezogenen Wahl bleiben den Protagonisten weniger andere Möglichkeiten. Straßenwahlkampf ist im Winter schwierig.

Leider gab es vor den Wahlen im vergangenen Jahr einige Vorfälle, bei denen Plakatierer verletzt wurden, auch in Mannheim. Es dürfte vor allem eine zunehmende Verrohung des gesellschaftlichen Klimas wie des politischen Wettstreits sein, die sich hier bemerkbar macht. Appelle zur Mäßigung helfen da wenig, eher Vorsichtsmaßnahmen wie nicht allein loszuziehen und sich nicht provozieren zu lassen.

Vandalismus gegen Gegenstände im öffentlichen Raum, in der Großstadt zumindest, ist indes auch kein neues Phänomen. Da muss man nicht gleich jedes von einem Betrunkenen heruntergerissene Wahlplakat als Anschlag auf die Demokratie werten. So leicht ist die zum Glück nicht zu erschüttern.