Keine Frage, Falschparker etwa auf Fahrrad- oder Gehwegen handeln rücksichtlos. Nur bedingt sympathisch sind allerdings auch Menschen, die andere bei der Bußgeldbehörde anschwärzen. Doch das ist selbstverständlich eine rein persönliche Meinung, die Geschmäcker sind da gewiss ganz unterschiedlich. Wer beide Verhaltensweisen nicht mag, für den könnte sich als moralische Leitschnur anbieten: Falschparker anzuzeigen ist dann okay, wenn wirklich eine massive Behinderung anderer vorliegt.
Gemischte Gefühle dürfte da auslösen, dass in Mannheim Privatleute deutlich mehr derartige Anzeigen erstatten als in anderen baden-württembergischen Großstädten. Auch bei der Auswertung eines entsprechenden Online-Portals liegt die Quadratestadt bundesweit in der Spitzengruppe. Dafür sind mehrere Gründe denkbar, vermutlich ist es eine Kombination aus ihnen.
Möglich wäre zunächst, dass hier deutlich häufiger Autos einfach dreist abgestellt werden als anderswo. Diesen Eindruck gewinnt man als Radfahrer durchaus. Auch „Elterntaxis“ vor Schulen und Kitas sind ein verbreitetes Ärgernis. Die vielen Anzeigen von Privatleuten – weiteres Erklärungsmuster – könnten zudem damit zusammenhängen, dass Polizei und Ordnungsamt nicht mit aller Konsequenz gegen Falschparker vorgehen. Zumal sie in einer Stadt wie dieser natürlich noch vor ganz anderen Herausforderungen stehen.
In Innenstadt-Parkhäusern finden sich genügend Plätze
Der eine oder andere Autofahrer mag eventuell einwenden, dass es in Mannheim auch zu wenig legale Parkplätze gebe. Aber dieses Argument wäre wenig überzeugend. Auch in anderen Innenstädten wird der Raum dafür gezielt verknappt. Und in den hiesigen City-Parkhäusern findet sich ein reichliches Angebot. Es nicht zu nutzen, dürfte primär an Geld und Bequemlichkeit liegen.
In einem immerhin ist die lokale Mentalität unverdächtig. Dass hier einfach mehr Spießer und somit Denunzianten leben als anderswo, erscheint abwegig. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Den Vergleich mit einer bekannten Schwaben-Metropole beispielsweise, Heimstadt der Kehrwoche, muss Mannheim sicher nicht scheuen.
Natürlich wohnen auch hier speziell in manchem Vorort einige unrühmliche Ausnahmen, die sehr gerne und oft vermeintliches Fehlverhalten in der Nachbarschaft Polizei oder Ordnungsamt melden. Doch in der breiten Masse ist die Kurpfälzer „Alla gut“-Devise ja eher leben und leben lassen. Zum Glück!
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Eine Hochburg der Denunzianten ist Mannheim eher nicht
Steffen Mack ärgert sich auch über Falschparker auf Rad- oder Gehwegen. Menschen, die andere beim Ordnungsamt anschwärzen, mag er allerdings ebenfalls nicht sonderlich