Kommentar Ein Wildtier-Beaufragter ist gut, doch wird er in Mannheim nicht jeden Igel retten können

Steffen Mack findet es gut, dass die Stadt Mannheim erstmals einen Wildtier-Beauftragten bekommt. Doch sollte man diese eine neue Stelle nicht überschätzen.

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Steffen Mack
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Mannheim. Erstmals bekommt Mannheim einen Wildtier-Beauftragten. Selbstverständlich auch sehr gerne eine. Aber eine Frau auf diesem Posten ist bei der Männerdomäne Jagd und Forstwirtschaft wenig wahrscheinlich. Und abseits aller Geschlechterfragen ist die neugeschaffene Stelle eine uneingeschränkt gute Nachricht.

Allerdings muss man die Stadt dafür jetzt auch nicht mit Lob überschütten. Es handelt sich um eine kommunale Pflichtaufgabe, die von der Regierung in Stuttgart schon vor Längerem vorgegeben wurde. Doch weil die Devise „Wer bestellt, bezahlt“ im Verhältnis der Kommunen zum Land wie zum Bund nur ein naiver Wunsch ist, bedurfte es schon noch einigen Zutuns. Schön, dass das hier jetzt geklappt hat.

Der Bedarf in Mannheim ist groß. Oft klagen Menschen, bei notleidenden Wildtieren keine Ansprechpartner zu finden. So bei einem Schwan am Vogelstangsee, der nach elf Tagen an einem verschluckten Maiskolben starb.

Der Gipfel war vor zwei Jahren, als ein Hausmeister drei aus dem Nest gefallene Eichhörnchen aufpäppelte. Ihm drohte ein Bußgeld von mehr als 500 Euro

Der Gipfel war vor zwei Jahren, als ein Hausmeister drei aus dem Nest gefallene Eichhörnchen fand. Nachdem er telefonisch bei der Stadt keine Hilfe bekam, päppelte er die Babys mit seiner Familie auf. Weil sie nach dem Freilassen beim ersten Regen wieder vor der Balkontür standen, stellte er sie über Nacht in einem Käfig raus, damit sie sich an die Naturgeräusche gewöhnen. Am nächsten Tag klingelte die Polizei. Das Ordnungsamt setzte ein zum Glück am Ende eingestelltes Bußfeldverfahren in Gang, es drohten mehr als 500 Euro.

Da könnte und müsste ein Wildtierbeauftragter viel früher reingrätschen. Allerdings darf man die Möglichkeiten dieser einen 30-Stunden-Stelle – auch wenn sie Vollzeit wäre – nicht überschätzen. Um jeden vermeintlich notleidenden Igel, der in einem Garten gefunden wird, kann sich der Betreffende ganz sicher nicht kümmern. Aber das ist auch nicht Aufgabe der Stadt, so bitter das als tierlieber Mensch im Einzelfall sein mag. Da muss man schon selber ran, sofern möglich. Und fachkundiger Rat sollte künftig leichter und schneller zu bekommen sein. Wie gesagt: Die neue Stelle ist eine gute Nachricht.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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