Kommentar Ein schwieriger Anfang für den neuen Lampertheimer Bürgermeister

Alexander Scholl übernimmt das Lampertheimer Bürgermeister-Amt in äußerst schweren Zeiten, findet Susanne Wassmuth-Gumbel.

Veröffentlicht
Kommentar von
Susanne Wassmuth-Gumbel
Lesedauer

Lampertheim. Für Gottfried Störmer sind die letzten Wochen als Lampertheimer Bürgermeister angebrochen. Noch bis 30. November ist er im Amt, am 1. Dezember übernimmt Alexander Scholl den Chefsessel in der Stadtverwaltung. Das haben die Lampertheimerinnen und Lampertheimer bei der Bürgermeisterwahl im Sommer so entschieden. Der 66-jährige Störmer war nach zwölf Amtsjahren nicht mehr zur Wahl angetreten.

Kommunalpolitik

Lampertheim weit entfernt von einem ausgeglichenen Haushalt

Veröffentlicht
Von
Susanne Wassmuth-Gumbel
Mehr erfahren

Sicher hätte sich Gottfried Störmer gewünscht, seinem Nachfolger ein volles Stadtsäckel und blühende Landschaften zu hinterlassen. Doch so sind die Zeiten derzeit nicht. Weder in Lampertheim noch anderswo. Kommunen landauf, landab ächzen unter der Finanzlast, die Bund und Land ihnen aufbürden. Und alle klagen über schwindende Steuereinnahmen, für die vor allem die Wirtschaftsflaute ursächlich ist.

Es geht schon lange nur noch darum, den Mangel zu verwalten

In seinen zwei Amtsperioden hat Gottfried Störmer immer wieder beklagt, dass der Stadt kaum Gestaltungsspielraum bleibt. Dass schon für die Erfüllung der Aufgaben, zu denen eine Kommune verpflichtet ist, fast das ganze Geld draufgeht. Schon lange geht es nur noch darum, den Mangel zu verwalten. Oft genug muss die Verwaltung überlegen, welches Loch in welcher Straße sie zuerst flicken lässt. An eine grundständige Sanierung ist in vielen Fällen überhaupt nicht mehr zu denken. Die Löcher in den Straßen sind nur die besonders augenfälligen. An vielen Stellen fehlt es am nötigen Geld, um die Wünsche der Politik und der Bürger erfüllen zu können. Ein Haushaltskonsolidierungskonzept, für das Verwaltung und Stadtverordnetenversammlung nicht nur überlegen, wie sie die Löcher im kommenden Jahr stopfen können, sondern sich an einer Planung versuchen, die über längere Zeit trägt, ist mehr als überfällig.

Dass er sich trotzdem dafür entschieden hat, eine Stadtverwaltung in Zeiten wie diesen zu führen, dafür gebührt ihm vorab schon mal Anerkennung. Das Lob muss er sich erst noch verdienen.

Dieses Konzept wird der neue Bürgermeister Alexander Scholl mit seiner Verwaltung erarbeiten und mit der Politik abstimmen müssen. Sicher könnte er sich zum Amtsantritt Schöneres vorstellen, denn ohne drastische Einsparungen und Kürzungen und schwierige Diskussionen darüber, was für Lampertheim wirklich wichtig ist, wird das nicht gehen.

Als Amtschef steht Scholl in einer anderen Verantwortung als bisher

Als Stadtverordneter und CDU-Fraktionschef war der künftige Bürgermeister Alexander Scholl schon in früheren Jahren an den Haushaltsberatungen beteiligt. Doch die Politik als solche - da sind sich die Parteien oft seltsam einig - bringt immer wieder Ideen ein, ohne sie sauber durchzukalkulieren, erteilt der Verwaltung Aufgaben, ohne zu bedenken, welche Mittel und Kräfte das bindet. Und schimpft dann gern auf eben jene, wenn die Umsetzung nicht klappt.

In seiner neuen Funktion trägt Scholl die Verantwortung für eine funktionierende Verwaltung in Zeiten knapper Kassen. Sein Gestaltungsspielraum wird, wie auch schon bei seinen Vorgängern, massiv eingeschränkt sein. Trotzdem sind kreative Ideen und frische Impulse gefragt, damit gelingt, was fast unmöglich scheint: Lampertheim lebenswert zu erhalten.

Dass das nicht einfach werden wird, hat Scholl gewusst, als er für das Amt kandidierte. Dass er sich trotzdem dafür entschieden hat, eine Stadtverwaltung in Zeiten wie diesen zu führen, dafür gebührt ihm vorab schon mal Anerkennung. Das Lob muss er sich erst noch verdienen.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

VG WORT Zählmarke