Kommentar Ein fürchterliches Wochenende in Mannheim

Mannheim steht unter Schock. Ein Polizist ist tot, weil ein Extremist auf ihn eingestochen hat. Schon vor dieser Nachricht kocht die Stimmung hoch. Der Sonntag war nichts für schwache Nerven, kommentiert Sebastian Koch

Veröffentlicht
Kommentar von
Sebastian Koch
Lesedauer

Mannheim. Hinter Mannheim liegt ein Wochenende, das in Erinnerung bleibt. Der Schock sitzt tief. Die unmittelbare Nähe und die Videos, die das Attentat zeigen und sich mit einer Mischung aus Wut, Sensationslust und Betroffenheit verbreitet haben, tragen dazu bei. Ein Polizist, keine 30 Jahre alt, ist tot, weil ein Extremist in seiner durch nichts zu rechtfertigenden Mordlust auf ihn eingestochen hat. Der Polizist wollte schützen und hat das mit dem Leben bezahlt. Das rührt zu Tränen und macht fassungslos.

Das war am Sonntag zu spüren, als sich mehr als 1000 Menschen am Marktplatz versammelt haben - etwa 150 auf Seiten der Jungen Alternative, der als „gesichert rechtsextrem“ eingestuften Nachwuchsorganisation der AfD. Die will aus der Tragödie politisch Kapital zu schlagen. Die Meinungsfreiheit schützt dieses wichtige Recht, auch wenn Parolen schwer zu ertragen waren.

Liveblog (mit Video)

Messerattacke in Mannheim: Trauerfeier für Rouven Laur im Rosengarten

Veröffentlicht
Von
unseren Reportern
Mehr erfahren

Umso wichtiger war es, dass sich bis zu 1000 Menschen mit einer Menschenkette gegen die Instrumentalisierung gestellt haben. Dass sich an einem Sonntag so viele an der kurzfristig organisierten Menschenkette beteiligt haben, können die Initiatoren als Erfolg werten. 1000 Menschen haben ein wichtiges Zeichen gegen Rechtsextreme und für Demokratie gesetzt. Darauf ausruhen kann sich die Gesellschaft nicht. Bereits am Freitag ist eine Demonstration der Bundes-AfD angekündigt, die als „rechtsextremistischer Verdachtsfall“ gilt.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Sonntag nichts für schwache Nerven war. Die Stimmung war aufgeheizt. Dazu beigetragen hat eine Gruppe, die den Platz stürmen wollte - sicher nicht in friedlicher Absicht.

Die der Antifa zugehörige Gruppe wird sagen, für Demokratie eingestanden zu haben. Das ist falsch. Dafür müsste sie sich an Regeln halten. Dazu gehört, Kundgebungen zu kommunizieren und auf Gewalt zu verzichten.

Die Polizei hat diese Gewalt am Sonntag verhindert. Die Nachricht vom Tod ihres Kollegen drang anschließend an die Öffentlichkeit. Ein fürchterliches Wochenende in Mannheim.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

VG WORT Zählmarke