Es ist, wie die geplante Flüchtlingsunterkunft in Lampertheim zeigt, offenbar schwierig geworden, die Bevölkerung zufriedenstellend zu informieren. Zwar kann man weder der Stadtverwaltung noch dem Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf vorwerfen, die schwierige Situation zu beschönigen. So haben die Verantwortlichen in einer Anwohnerversammlung etwa deutlich gemacht, dass momentan nicht absehbar ist, wie viele Menschen in den kommenden Monaten noch kommen werden.
Das wirkte redlich, zumal die Stadt auf dem früheren Energieried-Grundstück in der Industriestraße Platz für bis zu 112 geflüchtete Personen errichten will und auf Verständnis der Anwohner hoffen muss. Doch der Umgang mit geflüchteten Menschen ist zu einem heiklen Thema geworden, so dass auch unausgesprochene Fakten wie ein Bumerang einschlagen können.
Das musste der Erste Stadtrat und Sozialdezernent, Marius Schmidt, bei der Veranstaltung auf unschöne Weise erleben. Obwohl er detailliert berichtet hatte, welche Schritte die Stadt im Sinne eines guten Miteinanders plant, hatte er doch erst unter wachsendem Druck eingeräumt, dass auf dem Areal – theoretisch – noch wesentlich mehr Container aufgestellt werden könnten und – ebenfalls theoretisch – die dreifache Anzahl Geflüchteter dort unterkommen könnte. Da konnte Schmidt noch so energisch beteuern, dies sei aus verschiedenen Gründen keine Option, er musste höhnisches Gelächter und das Kopfschütteln vieler Zuhörer ertragen.
Was folgt daraus? Zum Beispiel, dass auch scheinbar irrelevante Fakten von Bedeutung sind. Selbst ein so eloquenter Redner wie Lampertheims Sozialdezernent muss zur Kenntnis nehmen, dass es ein weit verbreitetes Misstrauen unter den Menschen gibt. Wer die drängenden Fragen der Menschen, so unwichtig sie vielleicht auch erscheinen mögen, nur zögernd beantwortet, büßt schnell an Glaubwürdigkeit ein.
Ohnehin wird das Unbehagen bei einem solch sensiblen Thema von den Scharfmachern geschürt, die etwa in sozialen Netzwerken die schwierige Situation in ihrem Sinne zuspitzen. Dieser Entwicklung ist nur beizukommen, wenn die Politik keine Zweideutigkeiten zulässt und möglichst umfassend aufklärt. Das gelang auf der Anwohnerversammlung zunächst zwar gut, aber am Ende haben es die Verantwortlichen leider doch noch vermasselt. Das wäre nicht nötig gewesen. Denn die Stadt Lampertheim tut, was nötig ist und verdient dafür Anerkennung.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Doch noch vermasselt
Stephen Wolf findet, dass die Stadt Lampertheim in Sachen Flüchtlingsunterbringung tut, was nötig ist - nur die Information gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern hätte etwas besser laufen können