Kommentar Die Volkshochschule ist ein Lernort der Demokratie

Am Ende ist jeder Euro, der in die Volkshochschulen investiert wird, gut angelegt, sagt Stefanie Ball.

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Stefanie Ball
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Mannheim. Es ist kein Zufall, dass die Geschichte der Volkshochschulen mit der ersten deutschen Demokratie beginnt. Denn dort erhielten sie Verfassungsrang. „Das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen, soll von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden“, heißt es in Artikel 148 der Weimarer Reichsverfassung von 1919. Bildung sollte in die Mitte der Gesellschaft rücken und nicht mehr nur einem kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten bleiben. Wer in der Demokratie was macht und wird, sollte nicht weiter von der Herkunft abhängig sein, sondern von Talent und Leistung. Daneben braucht Demokratie gebildete Menschen, damit sie mit Leben gefüllt wird.

An dieser Bedeutung der Bildung für Freiheit und Demokratie hat sich bis heute nichts geändert. Was sich geändert hat, sind die Rahmenbedingungen. Bis vor kurzem schien es selbstverständlich, dass wir in einer freien, demokratischen Gesellschaft leben. Doch seit jeder Fünfte im Land eine in Teilen rechtsextreme Partei wählt, seit das Vertrauen in Politik und demokratische Institutionen schwindet, seit Fakten gegen Fake News verlieren, seit der Frieden 1300 Kilometer vor unserer Haustür endet, seit unser ehemaliger Verbündeter, die USA, eine Rolle rückwärts in gesellschaftlichen Fragen wie der Gendergerechtigkeit vollziehen, ist das nicht mehr so sicher.

Inmitten dieser unübersichtlichen Lage bietet die mehr als hundert Jahre alte Institution der Volkshochschule: einen Ort. Einen Ort, um sich zu begegnen.

Inmitten dieser unübersichtlichen Lage bietet die mehr als hundert Jahre alte Institution der Volkshochschule: einen Ort. Einen Ort, um sich zu begegnen. Ob der eine töpfert, der andere Italienisch lernt und der Dritte das Buchbloggen für sich entdeckt, ist zweitrangig. Es geht um den Austausch und darum, einen Ausgleich für sich zu schaffen, sich zu stabilisieren inmitten unruhiger Zeiten. Und natürlich geht es auch um Bildung im engeren Sinne. Mit Blick auf die Transformation der Wirtschaft und den Fachkräftemangel ist beispielsweise die berufliche Weiterbildung ein Must – aus Sicht des Arbeitnehmers und des Arbeitgebers. Umso bedauerlicher ist es, dass das Bundesamt für Migration – bedingt zwar durch den Bruch der Ampel-Regierung in Berlin – die Förderung für Berufssprachkurse für Menschen mit Migrationshintergrund, die das Zertifikat benötigen, um arbeiten zu können, gekürzt hat. Gesellschaftliche Teilhabe wird so verhindert.

Am Ende ist jeder Euro, der in die Volkshochschulen investiert wird, gut angelegt. Hauptfinanzierer sind die Städte und jeweiligen Bundesländer, dazu kommen Drittmittel und die Teilnehmerbeiträge. Nur selten können sich Spender für das vielleicht etwas verstaubt klingende Projekt Volkshochschule erwärmen. Während der Weimarer Republik, als die Demokratie noch jung war, waren Volkshochschulen „in“, vielleicht erleben sie ja jetzt, wo die Demokratie in der Krise ist, ein neues Hoch.

Freie Autorin

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