Mannheim. Da hat Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht sicher recht, wenn er im Interview mit dieser Redaktion eingesteht: Aus Marketing-Gesichtspunkten ist der Name RNT 2020 alles andere als glücklich gewählt. Allzu bemüht klingt die Erklärung, es sei ja nicht das Jahr, sondern das Jahrzehnt der Einführung gemeint gewesen. Damit ist schon die Bahn mit ihrem Projekt Stuttgart 21 kräftig auf die Nase gefallen. Mit satten drei Jahren Verspätung fährt die neue Rhein-Neckar-Tram nun endlich in der Metropolregion vor. Gerade noch rechtzeitig zur Eröffnung der Bundesgartenschau sollen die ersten sechs Bahnen aufs Gleis gehoben werden – wenn Hersteller Skoda denn rechtzeitig die Dokumentation der Testfahrten fertigstellt.
Rhein-Neckar-Tram kann noch zum Erfolg werden
Die Verspätung ist in Teilen hausgemacht. Sicher hat das Dialogverfahren mit den Bürgern zu Beginn des Projektes Zeit gekostet, zumal das Interieur der Bahn ja gerade aus Gründen der Nutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit in Teilen nochmal neu gestaltet werden musste. Als der endgültige Fertigungsauftrag schließlich 2019 erteilt wurde, muss den Beteiligten schon klar gewesen sein, dass es mit einer Markteinführung 2020 nicht klappen kann.
Es ist aber auch zu einfach, die massive Verzögerung auf Ukraine-Krieg und die daraus folgenden Lieferkettenprobleme sowie den Abzug ukrainischer Facharbeiter aus dem Pilsener Werk zu schieben. Schon vor Februar 2022 hatte das 250 Millionen schwere Projekt bei Skoda nicht den Stellenwert, den es verdient hat. Dass es nun mit einer neuen Führung in Pilsen deutlich besser läuft, beweist, dass die alte Leitung die RNT 2020 mit verbummelt hat. Den Schaden hatte die RNV – und mit ihr die Fahrgäste. Eben auch wegen der Lieferkettenprobleme hat das Verkehrsunternehmen nicht alle seine Fahrzeuge einsetzen können und den gewohnten Takt ausdünnen müssen.
Gleichwohl kann die Einführung der RNT noch zum Erfolg werden – wenn der Start denn reibungslos und ohne größere technische Probleme klappt. Und danach sieht’s aus. Immerhin haben die drei ersten Bahnen schon mehr als 10 000 Testkilometer reibungslos hinter sich gebracht.
Keine Unterstellmöglichkeiten in Heidelberg
Der eigentliche Hammer ist jedoch, dass Heidelberg es trotz drei Jahren Verspätung nicht geschafft hat, rechtzeitig Unterstellmöglichkeiten für die neuen Bahnen zu schaffen, die länger sind als die bisherigen Heidelberger Fahrzeuge. Das ist peinlich und verhindert, dass Heidelberg in absehbarer Zeit in den Genuss der neuen RNT kommen wird.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-die-rhein-neckar-tram-kommt-mit-satter-verspaetung-_arid,2066531.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Die Rhein-Neckar-Tram kommt mit satter Verspätung
Mit drei Jahren Verspätung fährt die neue Rhein-Neckar-Tram nun endlich in der Metropolregion vor. Dennoch kann sie zu einem Erfolg werden, kommentiert Bernhard Zinke