48 wie auf dem Schachbrett angeordnete Kabinen, hohe Trennwände ohne Fenster und einem Vorhang als Tür, vier Feldbetten, eine einzige Stehlampe, ausschließlich gemeinschaftliche Duschen in den Umkleidekabinen, irgendwann vielleicht Spinde oder Schränke für persönliche Dinge – wenn es der Brandschutz zulässt. Privatsphäre? Absolute Fehlanzeige.
Die Lilli-Gräber-Halle als Sammelunterkunft für Geflüchtete als spartanisch zu bezeichnen, wäre verharmlosend. Wer einmal von der Tribüne aus auf das Lager gesehen hat, empfindet den Zustand als bedrückend. Und noch mehr: Wer auf den Feldbetten liegt, starrt auf die weiße Hallendecke und auf vier weiße Wände. Schon ganz alleine in einer Kabine auf einer dieser Pritschen zu liegen, ist deprimierend und sorgt unmittelbar für ein Gefühl der Beklemmung. Wie wird es erst den Menschen ergehen, die oftmals nicht nur eine erschütternde Fluchtgeschichte aus den Kriegsgebieten dieser Welt hinter sich haben, sondern sich die genau 14,7 Quadratmeter auch noch mit teilweise völlig Fremden teilen müssen?
Menschen so unterzubringen, sollte nicht unser Anspruch als Gesellschaft sein. Wir benötigen dieselbe Solidarität für Menschen aus Syrien, Afghanistan oder afrikanischen Krisengebieten wie für Menschen aus der Ukraine. Im vergangenen Jahr kamen viele Menschen, die vor Putins Krieg geflohen waren, in privaten Wohnungen und Häusern unter, die Hilfsbereitschaft war riesig – genau das ist auch jetzt gefragt.
Eine andere Solidarität leben die Friedrichsfelder Vereine vor. Trotz großer Probleme und Verzicht zeigen sie Verständnis dafür, dass die Umnutzung der Halle momentan unumgänglich ist, und machen aus der Situation das Beste. Das ist nicht selbstverständlich, aber lobenswert und dringend nötig.
Auch, weil der Stadt die Uhr im Nacken sitzt. Spätestens, wenn die Lilli-Gräber-Halle in zwei bis drei Monaten komplett belegt ist, muss sie neue Möglichkeiten der Unterbringung gefunden haben. Sonst ist die Belegung einer weiteren Halle unumgänglich. Oder noch fataler eine Zeltstadt wie in Bensheim. Die Stadtverwaltung steht unter Zeitdruck, die Vereine auf der Straße und Asylbewerber vor schlechten Bedingungen: Die Situation bringt nur Verlierer hervor. Bewältigen lässt sie sich nur gemeinsam.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Lilli-Gräber-Halle als Flüchtlingsunterkunft - es gibt nur Verlierer
Jetzt ist die Lilli-Gräber-Halle im Mannheimer Stadtteil Friedrichsfeld eine Sammelunterkunft für Geflüchtete. Das ist beklemmend und bedrückend, findet Florian Karlein. Er sieht in der Situation nur Verlierer