Kommentar Die Klimakrise ist die größte aller Krisen

Julia Brinkmann fordert mehr Tempo beim Klimaschutz

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Julia Brinkmann
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Krisen sind Alltag geworden. Zurzeit steht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine im Fokus der öffentlichen Diskussion – und drängt sogar die Debatten um Corona-Beschränkungen und Impfpflicht in den Hintergrund. Die Klimakrise – die Bedrohung unserer Existenzgrundlage – ist derzeit nur eine Randnotiz. Die Kapazitäten der Politik scheinen nicht zu reichen, um sich auch damit zu befassen. Das Leid in der Ukraine ist unfassbar, die Menschen dort und Geflüchtete brauchen dringend Hilfe. Und auch das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, war nie höher als jetzt. Die Folgen der globalen Erwärmung hingegen sind in Deutschland nur vereinzelt greifbar – die Flut im Ahrtal war die tragische Vorbotin künftiger Wetterextreme.

Klimakrise und Russland-Ukraine-Konflikt müssen dabei politisch gar nicht gegeneinander ausgespielt werden: Unabhängig(er) von russischem Gas und Öl im großen Stil zu werden, hilft auch der deutschen Klimabilanz. Direkt wieder zunichtegemacht wird sie jedoch, wenn dafür der Kohleausstieg verschoben wird.

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Die bisherige Klimapolitikbilanz der Ampelkoalition lässt zu wünschen übrig. Zwar hat sie sich so viel Klimaschutz vorgenommen, wie keine Bundesregierung vor ihr – doch bislang sind den großen Worten wenig Taten gefolgt. Etwa im Verkehrssektor befindet sich einiges in Schieflage: Dienstwagen werden weiter gefördert, die Pendlerpauschale wurde angehoben und einem Tempolimit auf Autobahnen wurde bereits im Koalitionsvertrag eine Absage erteilt. Mit anderen Worten: Klimaschädliches Verhalten wird weiter belohnt. Ein Lichtblick: Das am Donnerstag angekündigte Energie-Entlastungspaket sieht eine – wenn auch befristete – drastische Preisabsenkung im öffentlichen Nahverkehr vor: Monatstickets soll es für neun Euro geben. Auf lange Sicht wird die Regierung nur erfolgreichen Klimaschutz betreiben, wenn sie Produkte und Technologien, die klimaneutral sind, dauerhaft subventioniert – und ihre klimaschädlichen Alternativen höher besteuert.

Das muss unbedingt bald geschehen. Denn um abzuwarten, bleibt keine Zeit mehr. Die Zukunftsszenarien des Weltklimarats für den Fall, dass die globale Gemeinschaft es nicht schafft, der Klimaerwärmung Einhalt zu gebieten, sind düster – und krisenreich: Ernteausfälle münden in bewaffnete Konflikte um Ressourcen. Die Bewohner überschwemmter Landstriche werden zu Flüchtlingen. Und zerstörte Lebensräume von Wildtieren erhöhen das Risiko neuer Pandemien.

Redaktion Julia Brinkmann ist Online-, Podcast- und Social-Media-Redakteurin.