Kommentar Die hohen Netzanschlusspreise überfordern die Häuslebauer

Die MVV Netze GmbH, ein Tochterunternehmen der Mannheimer MVV, hat die Netzanschlusspreise für Strom, Wasser und Gas zu stark erhöht, kritisiert Walter Serif.

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Walter Serif
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Mannheim. Unglaublich, aber wahr: Häuslebauer in Mannheim müssen seit Jahresbeginn unverhältnismäßig tief in die Tasche greifen, weil die MVV Netze GmbH sie über Gebühr zur Kasse bittet. Die Mannheimer Netze GmbH, ein Tochterunternehmen der MVV, hat nämlich die Anschlusspreise für Strom, Wasser und Gas drastisch angehoben. Im Schnitt steigen die Kosten zusammen um 160 Prozent. Fast 25.000 Euro werden fällig. Bei der Fernwärme gibt es immerhin eine Galgenfrist, die wird erst nächstes Jahr teurer, und zwar um die Hälfte.

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Vor allem für junge Familien, die sich den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen, sind die drastisch gestiegenen Kosten ein No-Go. Der Eigentümerverein Haus und Grund stellt berechtigterweise die Frage: Wer kann sich das noch leisten? Der Hinweis der MVV-Tochter, dass die Anzahl der neuen Netzanschlüsse nur im mittleren dreistelligen Bereich liegt, dürfte in den Ohren der Betroffenen wie Hohn klingen. Offensichtlich gilt da das Motto: Sind ja nur wenige, da wird es schon keinen Shitstorm wie beim angekündigten Gas-Ausstieg der MVV geben.

Das Problem bei der ganzen Sache: Die MVV Netze erklärt nicht anhand von Rechenbeispielen, warum die Preise jetzt so hoch sind. Es fehlt also die Transparenz. Das Unternehmen betont zwar, dass es seine Gewinnmarge nicht erhöhen will, bleibt aber den Nachweis dafür schuldig. Die MVV-Tochter argumentiert, dass sie jahrelang die Preise nicht erhöht hat, obwohl die Tiefbaukosten gestiegen sind – nennt aber keine Zahlen.

Außerdem müssen die Hausbesitzer künftig die kompletten Kosten übernehmen, früher waren es nur 50 bis 70 Prozent, der Rest wurde auf die anderen Kunden umgelegt. Dass diese Praxis geändert wurde, mag nachvollziehbar sein. Alles zusammen ist aber zu viel. Selbst wenn sich aus bekannten Gründen kaum jemand noch eine Gasheizung einbauen lässt, ist eine Erhöhung des Anschlusspreises von 1605 auf 12 257 Euro jenseits von Gut und Böse. Die Stadtwerke Heidelberg verlangen da weniger als die Hälfte.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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