Kommentar Die Globalisierung steht im Stau - das trifft auch die BASF

Die Ludwigshafener BASF will die Lkw-Abfertigung beschleunigen und setzt wegen der niedrigen Pegelstände immer mehr Spezialschiffe am Rhein ein - das alles ersetzt nicht die notwendige Verkehrswende, meint Walter Serif

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Walter Serif
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Auch der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF muss derzeit erleben, dass die Globalisierung selbst für einen Grundstofflieferanten kein Selbstläufer ist. Das liegt nicht nur am Gasmangel, den die BASF wie viele andere Unternehmen (und natürlich auch Politiker) durch ihr gefährliches Abhängigkeitsverhältnis zu Russland mitheraufbeschworen hat. Globalisierung macht natürlich nur dann Sinn, wenn die Lieferketten funktionieren. Aber es wäre naiv zu glauben, dass alles wieder wie geschmiert läuft, wenn China endlich seine Null-Covid-Strategie aufgibt. Die von der Wirtschaft in der Vergangenheit fast zum Fetisch erklärte Just-in-time-Produktion hat einen logistischen Schwachpunkt, dessen Wirkung sich schon lange vor der Pandemie abzeichnete – nämlich seit Beginn der EU-Erweiterung 2014 um zehn Mitglieder. Von Jahr zu Jahr verstopfen immer mehr fahrende Ersatzteillager den Verkehr auf den deutschen Autobahnen.

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Die BASF kann das natürlich auch nicht ändern, sie versucht aber am Stammwerk Ludwigshafen, ein wenig gegenzusteuern. Dort wird die Lkw-Abfertigung digitalisiert und automatisiert. Das ist sinnvoll, ändert aber nichts am Hauptproblem: Die Wirtschaft transportiert noch immer die meisten ihrer Güter auf der Straße. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass auch die Ampel-Regierung viel zu wenig Geld in den Ausbau des Schienenverkehrs steckt. Viele Milliarden Euro wurden für Subventionen ausgegeben. Diese Ausgaben waren entweder irrsinnig (Tankrabatt) oder kaum nachhaltig (9-Euro-Ticket). Unsere kleinen Nachbarn Schweiz und Österreich investieren dagegen schon lange mehr Geld in den Schienenverkehr, und die Deutsche Bahn kämpft vergeblich gegen ihre vier Erzfeinde Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Der Umstieg auf die Schiene ist nicht nur aus logistischen Gründen unerlässlich. Der Verkehr schneidet in der CO2-Bilanz schlecht ab und trägt damit zur Erwärmung des Weltklimas bei, die zu immer mehr Umweltkatastrophen führen wird. Davon ist die Wirtschaft natürlich auch betroffen. In diesem Sommer waren die Pegelstände am Rhein schon dramatisch niedrig, auch da geht die BASF neue Wege. Sie setzt immer mehr Spezialtankschiffe ein, die die kritische Stelle bei Kaub auch bei sehr niedrigem Wasserstand passieren können. Aber auch hier ist klar: Wenn die Klimawende nicht endlich Fahrt aufnimmt, werden nicht nur die BASF-Schiffe auf Grund laufen. Dann hätte unsere ganze Wirtschaft auf Sand gebaut.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft