Kommentar Die deutschen Olympioniken sind Vorbilder

Die deutsche Bilanz von Paris fällt etwas enttäuschend aus. Selbst die Niederländer liegen am Ende klar vor dem Team Deutschland. Doch das Fazit nur am Medaillenspiegel festzumachen, greift für Christian Rotter zu kurz

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Christian Rotter
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Gold, Silber und Bronze - um den Leistungsstand des deutschen Sports zu beurteilen, genügt vielen alle zwei Jahre ein Blick auf den Medaillenspiegel. Nach den Sommerspielen in Paris ist das nicht anders. Seinen angepeilten Platz unter den Top Ten hat das deutsche Olympia-Team gerade so erreicht und vielen bereitet es keine Sorgen, dass die großen Nationen USA und China enteilt sind. Das ist nicht neu und war zu erwarten. Aber dass zum Beispiel der kleine Nachbar Niederlande am Ende recht klar vor Deutschland gelandet ist, muss als Affront für das deutsche Sport-Selbstverständnis aufgefasst werden.

Alle, die sich bei ihrer Kritik auf das Zählen von Medaillen beschränken, sehen aber nur die halbe Wahrheit. Um die deutsche Position fair zu bewerten, müssen auch andere Parameter herangezogen werden. Wie viele Finalplatzierungen wurden erreicht? Haben die Sportler persönliche Bestleistungen aufgestellt? Das alles findet im Medaillenspiegel keine Berücksichtigung.

In der Sportförderung wird eher gekürzt als draufgepackt

International ist zudem eine klare Tendenz zu erkennen: Viele kleinere Nationen gehen nicht - so wie Deutschland - in die Breite, sondern spezialisieren sich in wenigen Sportarten. In diesen räumen sie bei Großereignissen dann ab und stehen vergleichsweise gut da. Würden die Durchschnittsleistungen in allen olympischen Sportarten herangezogen werden, sähe es für Deutschland besser aus.

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Das bedeutet nicht, dass es hierzulande keine Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Im Gegenteil. Unterm Strich läuft alles auf die Frage hinaus, was uns Sportförderung wert ist. Gerade in Zeiten knapper Kassen wird in diesem Bereich eher gekürzt als draufgepackt. Das betrifft nicht nur den Spitzen-, sondern besonders den Breitensport.

Eine deutsche Olympia-Bewerbung würde dem Sport hierzulande helfen

Die deutschen Sportlerinnen und Sportler in Paris hätten es verdient, dass ihre meist konstruktiv vorgetragene Systemkritik ernstgenommen wird. Sie sind Vorbilder, haben gezeigt, dass es sich lohnt, hart für etwas zu arbeiten. Diese Einstellung ist gesünder, als sich nur über Zustände zu beschweren und die Hand aufzuhalten.

Vor diesem Hintergrund würde der deutsche Sport erheblich davon profitieren, wenn eine Bewerbung für Olympische Spiele in Deutschland ernsthaft vorangetrieben wird. Um das zu erreichen, sollte aber tunlichst die Bevölkerung mitgenommen werden. Die Bürgerinnen und Bürger müssen davon überzeugt werden, dass die Chancen von nachhaltigen Sommerspielen die Risiken übertreffen. Paris hat das gezeigt.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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