Gute Nachrichten sind manchmal auch schlechte. Weil es eben immer auf die Perspektive ankommt. Entsprechend wäre es kompletter Unsinn, dem Deutschen Handballbund (DHB) die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2027 vorzuwerfen. Denn was solch ein Heimturnier auf nationaler Ebene bewirken kann, hat gerade erst die Europameisterschaft im Januar gezeigt. Eine Euphoriewelle schwappte durch das Land, die Popularität der Sportart wuchs. Der DHB verdiente Geld, gewann neue Mitglieder und begeistertere Kinder für den Handball. Und nicht zuletzt bekamen die Zuschauer in der Handballnation Deutschland absoluten Spitzensport in Top-Arenen geboten. So wie in Mannheim.
All das ist gut für den Handball in Deutschland. Und es kommt noch besser. 2029 wird der DHB gleich die nächste WM ausrichten. Dann zusammen mit Frankreich. Doch bei aller Freude darüber: Im Sinne des großen Ganzen kann das keinesfalls sein.
Im Zeitraum zwischen 2017 und 2031 waren und werden Deutschland und Dänemark jeweils dreimal WM-Gastgeber sein. Zudem jeweils zweimal Norwegen und Frankreich. Kurzum: Die WM-Vergabe konzentriert sich mittlerweile auf wenige Staaten in Mittel- und Nordeuropa. An andere Kontinente - vom Turnier 2021 in Ägypten einmal abgesehen - ist aktuell gar nicht zu denken.
Global gesehen ohne Bedeutung
Für den Handball bedeutet das: Global gesehen hat dieser Sport kaum eine Bedeutung, erst recht nicht in den wichtigen Märkten China und USA. Was irgendwann das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf den Plan rufen könnte. Denn die Reichweite des olympischen Handball-Turniers ist weltweit überschaubar. Doch was will das IOC mit einer Sportart, die nur in Teilen Europas von großem Interesse ist? Eine rhetorische Frage.
Diese Gefahr bannen und das Problem lösen kann nur der Handball selbst. Sprich: So schön und praktisch es für den Weltverband IHF auch ist, immer die perfekten Bilder mit vollen Arenen aus Deutschland zu präsentieren und dabei auch noch einen großen finanziellen Gewinn zu erzielen. Ohne Turniere außerhalb Europas und ohne eine größere Begeisterung für diese Sportart auf anderen Kontinenten, wird der Handball möglicherweise schon bald um seinen Olympia-Status fürchten müssen. Was ausnahmslos eine schlechte Nachricht wäre. Egal aus welcher Perspektive.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Deutschland darf kein Dauer-Gastgeber für Handball-Turniere sein
Deutschland richtet die Handball-Weltmeisterschaften 2027 und 2029 aus. Das ist schlecht für die globale Bedeutung der Sportart, meint Marc Stevermüer