Kommentar Der Zustand von Mannheims Brücken ist ein Desaster

Mannheim hat sich in der Vergangenheit zu wenig um den Erhalt der Infrastruktur gekümmert. Das rächt sich jetzt mit voller Wucht, kommentiert Timo Schmidhuber.

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Timo Schmidhuber
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Mannheim. Das Gespenst wabert schon lange durch Politik und Verwaltung in Mannheim. Als der Fahrlachtunnel 2021 wegen Sicherheitsmängeln für zwei Jahre gesperrt werden musste, hieß es in der Folge immer wieder sinngemäß: „Wartet ab, was uns bei den Brücken noch blüht.“ Und jeder konnte sich ausmalen, dass da noch jede Menge Bauarbeiten und Kosten auf die Stadt zukommen. Jetzt hat die Verwaltung dem Gemeinderat auf 17 Seiten eine aktuelle Bestandsaufnahme über den Zustand der rund 100 Brücken im Stadtgebiet vorgelegt. Und die liest sich wie ein komplettes Desaster.

Jede zweite Brücke in der Stadt bekommt mit Blick auf ihren baulichen Zustand eine Note zwischen drei und vier. Und anders als in der Schule ist bei den Brücken eine Vier die schlechteste Note. Gleichzeitig räumt die Verwaltung auch ganz nebenbei ein, dass ihr das Personal fehle, um alle Brücken nach dem vollen – von der entsprechenden DIN-Norm vorgegebenen – Umfang zu prüfen. Auch wenn deswegen natürlich nicht gleich Brücken einstürzen, ist das schon harter Tobak.

Man kann nur hoffen, dass vom Sondervermögen einiges in Mannheim ankommt.

Ja, man muss fairerweise sagen, dass Mannheim im Moment nicht die einzige Stadt in Deutschland ist, die unter einer maroden Brücken-Infrastruktur leidet. Und für viele der Probleme sind auch minderwertige Baustoffe aus der Vergangenheit sowie die heutigen Verkehrslasten verantwortlich, für die diese Brücken eigentlich gar nicht konzipiert waren. Aber trotzdem macht der Bericht auch ziemlich schonungslos deutlich: Mannheim hat sich in der Vergangenheit zu wenig um den Erhalt von großen Teilen der bestehenden Infrastruktur gekümmert.

Verkehr

So schlecht steht es um Mannheims Brücken

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Das rächt sich nun mit voller Wucht. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden hunderte Millionen Euro nötig sein, allein um den Bestand wieder in Schuss zu bringen. Gleichzeitig ist – es klingt inzwischen wie eine ausgeleierte Wiederholung – die Haushaltslage schlecht wie lange nicht, Mannheim muss in den nächsten Jahren hohe Millionenbeträge sparen. Und bei all dem ist dann noch kein einziger Euro in Neubaumaßnahmen für eine klimafreundliche Mobilität geflossen. Im kürzlich beschlossenen Masterplan stehen dazu jede Menge gute Ideen drin. Es ist bitter, dass ein ganz großer Teil davon aus Geldmangel wohl gar nicht umgesetzt werden kann. Politik und Verwaltung setzen jetzt auf Geld von Bund und Land aus dem Sondervermögen Infrastruktur, es bleibt ihnen ja auch nicht viel anderes übrig. Man kann nur hoffen, dass davon am Ende einiges in Mannheim ankommt.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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