Das Sprichwort „Der Berg kreißte und gebar eine Maus“ – es passt: Der Synodale Weg der Katholischen Kirche in Deutschland, vor dreieinhalb Jahren mit immens hohen Erwartungen gestartet, hat am Ende nur ein paar Reförmchen gebracht.
Doch überraschend ist das nicht. Wer wirklich einschneidende Umwälzungen in der Katholischen Kirche erwartete, dessen Erwartungen waren schlichtweg zu hoch. Dafür ist das, was in Deutschland besprochen wurde, weltweit schlichtweg zu unwichtig.
Als größte religiöse Institution der Erde zählt die römisch-katholische Kirche rund 1,36 Milliarden Mitglieder. Vor allem in Asien und Afrika meldet sie Zuwächse. In Teilen Osteuropas und Amerikas ist sie noch viel konservativer als in Deutschland. Daher fällt das, was der Synodale Weg kritisiert, dort überhaupt nicht ins Gewicht – im Gegenteil: Da soll die Katholische Kirche einfach so erhalten bleiben, wie sie seit 2000 Jahren ist.
Diesen Starrsinn predigt ja auch der Vatikan. Er ist eine absolutistische Monarchie mit dem Papst an der Spitze, dessen Unfehlbarkeit unantastbar ist und dessen letztes Wort gilt. Die Hoffnung, mit dem Jesuiten Franziskus werde auf dem Stuhl Petri ein Reformer Platz nehmen, hat sich nicht erfüllt – er tritt zwar bescheidener auf und setzt ein paar andere Akzente, aber rüttelt nicht an den Grundfesten.
Und dass er vom Synodalen Weg deutscher Prägung nichts hält, hat er nicht nur unmissverständlich deutlich gemacht. Der Papst zeigte den deutschen Bischöfen bei ihrem Besuch in Rom im November auch ganz deutlich Grenzen auf, wonach sie keinesfalls zu viele Neuerungen zulassen dürfen. Seither verstanden sich einige besonders rückwärtsgewandte, dem Heiligen Stuhl eng ergebene Oberhirten noch mehr als Bremser des Synodalen Wegs als vorher schon. Und da alle Beschlüsse nur mit einer Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gültig waren, konnte am Ende nicht mehr als ein Minimalkonsens herauskommen.
Aber manchmal ist es besser, kleine Schritte gemeinsam zu gehen als keine. Immerhin darf es in Deutschland bald katholische Segensfeiern auch für gleichgeschlechtliche Paare geben – obwohl die Weltkirche das radikal ablehnt. Und es endet endlich ein völlig überkommenes Geschlechterverständnis. Der Beschluss, dass Frauen in katholischen Messfeiern predigen dürfen und die deutschen Bischöfe sich beim Vatikan für eine Zulassung von Frauen als Diakoninnen einsetzen sollen, mag wie eine Selbstverständlichkeit klingen. Innerhalb der katholischen Strukturen ist das revolutionär.
Und noch etwas ist ein deutlicher Fortschritt: dass der Synodale Weg nun zwar offiziell endet, aber trotz aller Spannungen und Kontroversen sowie der misstrauischen Blicke aus Rom doch weitergehen soll.
Ein neu installierter Synodaler Ausschuss wird auf Dauer für regen Dialog zwischen Bischöfen und Vertretern der Laien sorgen – und zwar auf Augenhöhe. Das muss, das wird das Ende der patriarchalen Strukturen eines männerbündischen Klerikalismus sein.
Daher sind die jetzt beschlossenen Reförmchen zwar keineswegs ausreichend, aber ein wichtiger und richtiger Anfang. An der Basis, in den Gemeinden, ist die Kirche dank des Engagements vieler Ehrenamtlicher und besonders auch vieler Frauen höchst lebendig.
Aber damit die Katholische Kirche weiter lebt und ihr nicht noch mehr Gläubige voller Entsetzen über völlig überkommene Dogmen, verkrustete Strukturen und eine verklemmte Sexualmoral den Rücken kehren, muss der Weg der Reformen ganz dringend weitergehen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Synodale Weg erbrachte wichtige Reförmchen für die Kirche
Peter W. Ragge fordert, dass der Weg der Reformen in der Katholischen Kirche jetzt konsequent weitergehen muss - egal was Rom fordert. Der Synodale Weg kann nur der Anfang gewesen sein.