Der Energiehunger dieser Region ist gewaltig. Alleine die BASF benötigt rund zwei Drittel dessen, was das komplette Land Rheinland-Pfalz verbraucht. Und auch Mannheim mit seinen großen Industriebetrieben benötigt Strom ohne Ende. Der muss verlässlich fließen – auch dann, wenn in der Region nicht die Sonne scheint und kein Wind weht. Einen guten Teil des Hungers wird der Windstrom von der Nordsee stillen. Denn der weht verlässlich immer, ist also grundlastfähig.
Vier mächtige Leitungen werden die umweltfreundliche Energie in die Region transportieren, zwei davon direkt in die Metropolregion. Wie alles hat jedoch auch diese Energieform ihren Preis. Es müssen mächtige Erdkabel auf einer Länge von Hunderten von Kilometern im Boden versenkt werden. Die Erfahrung lehrt, dass diese Technik zwar weitaus seltener auf Kritik stößt als Überlandleitungen. Denn die zwanzig Zentimeter dicken Kabel verschwinden ja im Boden – sind damit aus den Augen und aus dem Sinn. Aber zuvor müssen sie ja erstmal unter die Erde. Und das bedeutet: Die Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion müssen zunächst einmal Schneisen quer durch die ganze Republik schlagen. Im Falle von Amprion, das sinnvollerweise vier Gleichstromleitungen von der Nordsee bis nach Südhessen bündelt und damit Zeit wie Kosten spart, sind diese Schneisen rund 70 Meter breit. Das muss die Bevölkerung erst einmal verkraften. Zumal es in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland wohl nur wenige Gebiete gibt, in denen es keine so genannten „Raumwiderstände“ gibt, also rein gar nichts gegen das große Buddeln in der Natur spricht. Am Ende wird es auch Schutzstreifen über den Kabelsträngen geben. Landwirtschaft ist möglich, Baumbewuchs aber nicht.
Erschwerend dürfte in unserer Region hinzukommen, dass zwei mächtige Konverter gebaut werden müssen, die den Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. Dazu braucht es Flächen mit einer Größe von bis zu 14 Fußballfeldern. Diese Flächen zu finden, dürfte eine Herausforderung werden. Schließlich tobt schon jetzt eine heftige Debatte in der Metropolregion über Flächenverbrauch zu Lasten von Natur und Landwirtschaft. Händeringend gesucht werden schließlich auch Flächen für Windräder und Photovoltaik-Anlagen.
Das ist wohl der Preis, den uns die Energiewende kostet. Er sollte bezahlbar und verschmerzbar sein angesichts der Alternativen, die uns drohen, wenn wir auf den Klimawandel weiterhin nur mit Lippenbekenntnissen reagieren.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Region Der Preis der Energiewende
Um den Energiehunger in der Region zu decken, werden bald Hunderte von Kilometern Erdkabel im Boden versenkt werden. Für die Konverter braucht es große Flächen, die der Landwirtschaft fehlen. Der Preis dafür ist verschmerzbar, kommentiert "MM"-Redakteur Bernhard Zinke