Mannheim. Der Klimaschutz ist für das Mannheimer Energieunternehmen MVV beileibe kein Luftschloss. Vorstandschef Georg Müller hat schon früh erkannt, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht wie Feuer und Wasser verhalten müssen, sondern hervorragend ergänzen können. Insofern gehört Müller vom Geist her zu jenem Personenkreis, der in einschlägigen Blogs als „linksgrün versifft“ diffamiert wird. Wie grotesk dieser Vorwurf ist, zeigt sich daran, dass die MVV beweist, wie „unternehmerisch erfolgreich“ (Müller) sich der Klimaschutz umsetzen lässt.
MVV stemmt Investitionen aus eigener Kraft
Das Mannheimer Unternehmen will bis 2035 seine Kundenverträge auf Grün umstellen. Und verdient dabei auch noch einen Haufen Geld. Die großen Investitionen stemmt die MVV deshalb aus eigener Kraft. Sie braucht keine Staatsknete, im Gegenteil: Die klamme Stadt Mannheim als Mehrheitseigner kassiert auch noch eine ansehnliche Dividende. Die Mittel kann sie gut gebrauchen für die vielen Baustellen, die sie hat. Nationaltheater, Klinikum, Waldhof-Stadion, Stadtbibliothek. Die Liste ist lang.
Strompreise der MVV im Vergleich zu Anfang 2022 extrem hoch
Also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten? Leider nein, denn es gibt schon eine Gruppe, für die sich der Klimaschutz bisher nicht lohnt, weil er einfach unheimlich teuer ist. Wer sich zum Beispiel keine Photovoltaik-Anlage aufs Dach montieren lassen kann, sieht an seiner Stromrechnung, welchen hohen Preis die Energiewende fordert. Die Kunden dürften deshalb kein Verständnis dafür haben, dass die MVV die Strompreise ab April wieder anhebt. Der Hinweis, dass dies ein maßvoller Schritt sei, wird eher Kopfschütteln auslösen. 60 Euro mehr im Jahr, das mag für sich genommen kein Unglück sein, doch die Strompreise der MVV sind im Vergleich zum Niveau von Anfang 2022 noch immer extrem hoch.
Das ist für die Stammkunden besonders bitter, denn der Blick auf die Vergleichsportale zeigt, dass für Neukunden der Strom derzeit immer billiger wird, weil die Preise auf dem Spotmarkt und im Großhandel stark gefallen sind. Diese Preise will und kann die MVV nicht anbieten, weil sie sich ihre Energiemengen langfristig beschafft. Doch der normale Verbraucher interessiert sich nicht für solche Zusammenhänge. Er schaut auf seinen Kontoauszug und vielleicht wechselt dann auch der ein oder andere den Anbieter. Klar ist aber, dass die Klimawende auch in Mannheim nicht umsonst ist, sondern viel Geld kostet. Daran ist auch die Bundesregierung schuld, die das versprochene Klimageld nicht auszahlt und damit auch den Klima-Konsens gefährdet.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der MVV-Kunde muss die Rechnung für die Energiewende zahlen
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