Kommentar Dass Specht bei Merz war, ist okay. Aber...

Steffen Mack findet es legitim, dass der Mannheimer Oberbürgermeister eine CDU-Wahlkampfveranstaltung besucht. Allerdings muss gleiches Recht für alle gelten.

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Steffen Mack
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Mannheim. Bei einem wichtigen Amt ist die Person, die es ausübt, nicht mehr davon zu trennen. Sieht sich Julian Nagelsmann irgendwo in Deutschland ein Fußballspiel an, Spiel- und Altersklasse egal, werden Menschen sagen: „Schau, der Bundestrainer!“ Das gilt in Mannheim auch für das Stadtoberhaupt. Selbst wenn der Privatmann Christian Specht bei einer Veranstaltung erscheint, sehen alle in ihm den gleichnamigen Oberbürgermeister. Mit Recht.

Insofern ist die Argumentation schwierig, der Christdemokrat habe vergangenen Donnerstag um 14 Uhr rein privat in der Feudenheimer Kulturhalle gesessen, als die Mannheimer CDU freudig Friedrich Merz empfing. Auch wenn Specht nicht in amtlicher Funktion auftrat und – jedenfalls ins Mikrofon – kein Wort sagte, begrüßte ihn die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen von der Bühne auch mit dem Zusatz „Unser Oberbürgermeister“. So sahen das wohl alle im Saal.

Das erinnert an George Orwells „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“

Doch sollte man die Kirche im Dorf lassen. Dass sich der Oberbürgermeister den Auftritt des möglicherweise kommenden Bundeskanzlers in Mannheim anschauen will, ist verständlich und legitim. Zumal Merz ja auch während seines Wahlkampfes hier war und ihn unterstützt hat. Letzteres hätte Specht, als Vorsitzender des Kreiswahlausschusses zu parteipolitischer Neutralität verpflichtet, nun nicht machen dürfen. Hat er auch nicht, jedenfalls nicht erkennbar.

Dennoch ist auch der Unmut einiger über Specht verständlich. Auf die Neutralitätspflicht seiner Dezernenten wie aller städtischen Beschäftigten in der heißen Phase vor einer Wahl pocht er gern und oft. Das erinnert nun schon ein wenig an George Orwells „Animal Farm“ und den Satz: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“

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Fortan muss in Mannheim gleiches Recht für alle gelten. Privat stehen auch Parteiwahlkampfveranstaltungen jetzt allen städtischen Beschäftigten offen. Zumal beispielsweise eine Hundesteuer-Sachbearbeiterin gegenüber Specht und Nagelsmann den Vorteil hat, nicht überall in ihrer beruflichen Rolle erkannt zu werden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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