Kommentar Darum braucht Mannheim ein neues Sicherheitskonzept für Frauen

Vom Bus als Anlaufstelle auf der Mannheimer Messe bis zu Workshops für Teenager und Beamte: das neue Sicherheitskonzept für Frauen von der Stadt ist wichtig - und nötig, findet Lisa Wazulin

Veröffentlicht
Kommentar von
Lisa Uhlmann
Lesedauer

Ein mulmiges Gefühl auf dem Heimweg, eine vermeintlich zufällige Hand am Hintern oder aggressive Übergriffe – leider gibt es noch immer kaum eine Frau oder ein Mädchen, das so eine Situation in ihrem Leben noch nie erlebt hat. Bundesweit fühlen sich Frauen und alle, die sich als weiblich identifizieren, oft gerade nachts unsicher im öffentlichen Raum. Tatsächlich sind Frauen besonders nachts erheblich öfter Opfer von sexuellen Belästigungen, Übergriffen oder Vergewaltigungen als Männer.

Die Folge: Laut einer Studie des Bundeskriminalamts meidet mehr als die Hälfte der Frauen bestimmte Plätze oder Parks. Verzichtet sogar darauf, abends mit Bus oder Straßenbahn zu fahren. Dieser traurige, weltweite Trend schlägt sich auch in Mannheim nieder – wie erst kürzlich der Messerangriff eines Fremden auf eine 28-Jährige auf der Kurpfalzbrücke zeigt. Mit der Einführung des Frauennachttaxis und seiner Beliebtheit hat sich hier gezeigt: Die Mannheimerinnen nutzen und brauchen solche Angebote. Das Problem: Die vielen Anpassungen, auch beim Rabatt pro Fahrt, haben dieses tolle Hilfsmittel zum selbstbestimmten Unterwegssein ausgebremst. Umso mutiger und nötig ist deshalb das neu entworfene Sicherheitskonzept der Stadt. Das greift dankenswerterweise nicht nur die Beschwerden von Nutzerinnen über das Taxi auf.

Sicherheit

Neues Mannheimer Konzept für mehr Sicherheit von Frauen geplant

Veröffentlicht
Von
Lisa Uhlmann
Mehr erfahren

Vielmehr begreift es die Sicherheit von Frauen als Gesamtheit und Aufgabe der Stadtgesellschaft. Schließlich reicht es nicht aus, Frauen nachts mit einem sicheren Transportmittel wie dem Frauennachttaxi vor Übergriffen zu schützen. Es braucht eben auch einen sensibleren Umgang gerade in Behörden mit gewaltbetroffenen Frauen. Die vorgeschlagene standardisierte Weiterbildung für Mannheimer Beamte entspricht daher genau dem Wunsch von Betroffenen, die sich seit Jahren einen sanfteren und verständnisvolleren Umgang wünschen.

Ähnliches gilt auch für die vorgeschlagenen Workshops an Schulen: Seit Jahren berichten Sexualpädagoginnen von starker Nachfrage ihrer Aufklärung und raten dazu, gerade Teenagern früh klarzumachen: Nein heißt Nein. Damit Menschen erst gar nicht zu den oft männlichen Tätern werden, die abfällig über Frauen sprechen, sie belästigen oder sogar Gewalt anwenden. Ein weiterer Vorteil des Konzepts: Es soll die Stadt nichts extra kosten – vielmehr wird das nicht ausgereizte Budget fürs Frauennachttaxi dafür genutzt.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

VG WORT Zählmarke