Chancen ergriffen

Timo Schmidhuber über die neue Nutzung von Militärflächen

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Timo Schmidhuber
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Sieben Mal die Fläche des Luisenparks – so viel Platz hat Mannheim dazubekommen, als die amerikanischen Soldaten vor ein paar Jahren ihre Kasernen aufgaben. Eine gewaltige Chance für die Stadtentwicklung tat sich auf, vor allem mit Blick aufs Wohnen. War es doch zuvor so, dass viele Mannheim in Richtung Umland verließen, weil es in der Stadt keine Häuser gab und schon gar keine Bauplätze. In einem ersten Fazit muss man sagen: Verwaltung und Politik haben die Chance genutzt.

Denn auf früheren Kasernenflächen wie Turley in der Neckarstadt, Spinelli in Käfertal-Süd und vor allem Franklin im Nordosten Käfertals sind viele verschiedene Wohnangebote entstanden oder in Planung – vom gemeinschaftlichen Wohnprojekt übers Reihen- oder Einfamilienhaus bis zum Luxusobjekt im alten Kasernengebäude.

Manches anders machen

Dabei lief sicher nicht alles optimal. Auf Turley zum Beispiel hat der Hauptinvestor, die Tom Bock Gruppe, seine Neubau- und Sanierungsarbeiten immer noch nicht abgeschlossen, die vereinbarte Tiefgarage ist er schuldig geblieben. Und ganz generell ist am Beispiel Turley vor einem Jahr zu Recht die Frage entbrannt: Was ist ein angemessener Kaufpreis, den ein Investor für Grundstücke auf solchen Militärflächen an eine Kommune zu zahlen hat? Und wie kann eine Kommune mitverdienen, wenn der Investor die Flächen später mit Gewinn weiterverkauft? Hier würde man heute wohl manches anders machen. Doch das ändert nichts daran, dass die Umwandlung der Militärflächen unterm Strich bislang gut gelungen ist.

Riesige Baustelle

Vor allem auf Franklin gibt es einen Mix aus Eigentum und Miete in den unterschiedlichsten Preisklassen. Klimafreundliches Bauen spielt eine wichtige Rolle. Und auch das dortige Mobilitätskonzept macht viele zukunftsweisende Angebote, vom Car-Sharing bis zum Leihrad. 1200 Menschen leben schon in dem neuen Stadtteil, und trotzdem ist er derzeit vor allem eins: eine riesige Baustelle. Mit Schotterpisten und orientierungslosen Paketboten, aber ohne Gehwege, manchmal auch ohne Straßenbeleuchtung und Internetanschluss und auch ohne einen Supermarkt. Von Bewohnern ist zu hören, dass ihnen das den Alltag bisweilen doch ganz schön vergrätzt. Die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP muss hier schnell Abhilfe schaffen. Es wäre schade, wenn solche Ärgernisse zu viel Schatten auf ein eigentlich gutes Projekt werfen.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim