Erinnerungskultur Bürgermeister-Rufer-Platz in Schriesheim: Endlich mal eine angemessene Benennung!

In Schriesheim ist der Platz vor dem Historischen Zehntkeller nach dem Nazi-Gegner Georg Rufer benannt worden - eine angemessene Ehrung, im Gegensatz zu manch anderen in der Region, findet Konstantin Groß

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Konstantin Groß
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Der Platz vor dem Historischen Zehntkeller in Schriesheim ist nun fortan nach dem früheren Bürgermeister Georg Rufer benannt. Diese Würdigung ist ohne jeden Zweifel verdient. Mehr noch: Sie war seit langem überfällig. Man kann es kaum glauben, dass die Ehrung eines der profiliertesten Schriesheimer Bürgermeister des 20. Jahrhunderts sieben Jahrzehnte nach seinem Tode gedauert hat. Ja, es wäre angemessen gewesen, wäre er auch Ehrenbürger geworden.

Denn Rufer war nicht einfach nur ein guter Bürgermeister. Er steht stellvertretend für Demokraten in Schriesheim und ganz Deutschland, die es im 20. Jahrhundert nicht leicht hatten. 1933 wurde er von den Nazis abgesetzt, nur dank der militärischen Niederlage Deutschlands 1945 wieder ins Amt eingesetzt. Dass derjenige, der ihn 1933 verfolgt hat, NSDAP-Ortsgruppenleiter Fritz Urban, 1952 die Bürgermeisterwahl gewann, zeigt die Fragilität der Demokratie in jener Zeit.

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Diese und andere Sachverhalte aus der Stadtgeschichte wurden jetzt nur zwischen den Zeilen oder gar nicht thematisiert. Aber eine solche Feier, die ohne Zweifel sehr würdevoll war, ist kein Anlass für ein historisches Seminar. Allerdings hätte es nicht geschadet, wenn der Bürgermeister in seiner Rede die politische Dimension dieser Ehrung deutlicher gemacht hätte; als Mahnung in einer Zeit, in der die pluralistische Demokratie und ihre Repräsentanten ähnlich wie in Weimar unter Druck von Rechtsaußen geraten, auch in den Kommunen.

Und hier liegt ein Wermutstropfen. Während dieser Platz nun nach einem von Nazis verfolgten überzeugten Demokraten benannt ist, gibt es in Schriesheim nach wie vor eine Straße, die einen Nazi (Hans Pfitzner) ehrt. „Gleichbehandlung“ von Nazi-Gegnern und Nazi-Anhängern auf Straßenschildern darf es nicht geben. Symbole wie der Rufer-Platz wirken politisch erst vollständig, wenn es keine Straßen mehr gibt, die nach Nazis und Judenhassern benannt sind: nach Hans Pfitzner in Schriesheim, Carl Diem in Hirschberg oder Felix Wankel in Neckarhausen.

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