Kommentar Beim Mannheimer Frauen-Nachttaxi braucht es wohl eine Kehrtwende

Die Sparmaßnahmen der Stadt haben die Fahrten mit dem Frauen-Nachttaxi reduziert. Dazu gibt es weitere Komplikationen bei der Nutzung. Die Sicherheitsbefragung könnte Aufschluss geben, findet Lisa Wazulin

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Lisa Uhlmann
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Auf den ersten Blick wirkt die Zahl solide: 2022 haben sich fast 4000 Frauen für das Fahren mit dem Frauen-Nachttaxi angemeldet. Für sie ist das Angebot, nachts günstiger sicher nach Hause zu kommen, offenbar noch immer attraktiv. Oder? Denn ein Blick auf die tatsächlich gebuchten Fahrten, also darauf, wie oft Frauen eingestiegen sind, zeichnet ein anderes Bild. Nur rund 6500 Mal ist das Frauen-Nachttaxi im vergangenen Jahr unterwegs gewesen. Das sind grob gerechnet im Durchschnitt gerade einmal 1,5 Fahrten pro Nutzerin. Zur Erinnerung: Vor den Sparmaßnahmen waren es 25 000 Fahrten in einem Jahr.

Zwar bleibt abzuwarten, wie sich die Nachfrage mit dem hochgesetzten Limit von zwölf auf 20 Fahrten in den nächsten Monaten noch entwickelt. Obwohl selbst die wenigsten den Service 2022 ausgereizt haben: Lediglich knapp 120 Frauen haben im vergangenen Jahr ihr Kontingent von zwölf Fahrten pro Jahr ausgeschöpft – das ist ein Bruchteil der Kundschaft. Ein weiterer, neuer Dämpfer kommt jetzt noch obendrauf: Jedes Jahr müssen sich alle Frauen wieder komplett neu registrieren – weil aus datenschutzrechtlichen Gründen alle Konten gelöscht werden müssen.

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Gibt es bald noch mehr Schwund?

Das könnte für noch mehr Schwund sorgen, vergessen vielleicht viele trotz Erinnerungsmail der Stadt, sich neu anzumelden – oder haben schlichtweg keine Lust mehr darauf. Die bisher eher verhaltenen Wieder-Anmeldungen machen da wenig Hoffnung. Die Bilanz nach vier Jahren: Von Budget-Erhöhung über weniger, dann wieder mehr Fahrten bis zur Online-Registrierung – das Frauen-Nachttaxi hat schon einige Anpassungen durchgemacht. Zwar waren die auch nötig, schließlich wären sonst die Kosten für das Angebot explodiert. Trotzdem scheint sich das Nachttaxi nun schleichend selbst auszubremsen. War da die eine oder andere Anpassung zu viel? Oder ist es die Summe aus zu vielen kleinen Hürden, die die Lust aufs Einsteigen dämpfen? Braucht das Frauen-Nachttaxi also eine Kehrtwende, um wieder Fahrt aufzunehmen?

Bei der Suche nach neuen Wegen könnten die Antworten der Sicherheitsbefragung der Stadt Aufschluss geben: Darin wurden auch Fragen zum Frauen-Nachttaxi gestellt, die Ergebnisse sollen im Sommer präsentiert werden. Auch die Forderung der CDU-Gemeinderatsfraktion, mehr über die Zielgruppe selbst herauszufinden, könnte hilfreich sein. Um so ein Angebot zu schaffen, das zwar kompakter, aber passgenauer die erreicht, die es brauchen.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.