Kommentar Beeindruckende Hilfe für Geflüchtete in Mannheim

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Timo Schmidhuber
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An ganz vielen Stellen ist in Mannheim in diesen Tagen von Spendensammlungen, Benefizaktionen und Menschen zu hören, die Geflüchteten aus der Ukraine eine Bleibe geben. Die Hilfsbereitschaft der Mannheimerinnen und Mannheimer für die Menschen aus dem kriegsgeplagten Land ist enorm, das wurde auch dieses Wochenende wieder deutlich. In Käfertal zum Beispiel wurde ein Benefizkonzert für Geflüchtete organisiert, die in einem Wohnheim in dem Stadtteil untergekommen sind. In drei Stunden kamen rund 13 000 Euro zusammen. Und beim TSV Neckarau haben die Altherren-Kicker die Vereinswohnung auf Vordermann gebracht, in die zwei ukrainische Frauen mit ihren zusammen drei Söhnen ziehen. Nachrichten wie diese bieten zumindest einen kleinen Kontrapunkt zu den Bildern von zerbombten Häusern in Charkiw und Mariupol.

Besonders bemerkenswert sind die Mannheimer, die Geflüchteten eine Wohnung bereitstellen oder sie direkt in ihre eigene aufnehmen. Diese Hilfe ist enorm wichtig – und wird es in Zukunft auch bleiben. Denn die Stadtverwaltung rechnet mit 6000 bis 7000 Schutzsuchenden, die in den nächsten Wochen und Monaten nach Mannheim kommen. Das ist zwar nur rund die Hälfte der Geflüchteten-Zahlen vom Winter 2015, zur Hochzeit des Zuzugs aus Syrien. Aber damals gab es auf den aufgegebenen US-Kasernen Franklin und Spinelli noch jede Menge Gebäude. Mittlerweile sind viele davon abgerissen. Deshalb könnte die Unterbringung der Schutzsuchenden langfristig schwierig werden. Will die Stadt die Menschen nicht dauerhaft in Sporthallen einquartieren, ist sie auf Angebote von Privaten angewiesen. Oberbürgermeister Peter Kurz sagte vergangene Woche, er gehe noch von „stillen Reserven“ auf dem Wohnungsmarkt aus, die jetzt aus der Motivation zu helfen angeboten würden. Ob diese Reserve aber für mehrere tausend Menschen reicht, ist bei dem ohnehin schon angespannten Mannheimer Wohnungsmarkt die große Frage. Umso beeindruckender sind Aktionen wie die von Familie Holzmeister aus Neckarau, die eine Mutter mit ihren zwei Mädchen bei sich in der Wohnung aufgenommen hat.

Klar ist: Die Versorgung der Geflüchteten aus der Ukraine wird der vielzitierte Langstreckenlauf. Ein Ende des Krieges ist leider nicht mal ansatzweise in Sicht. Und wenn es soweit sein wird, dann ist vieles in der Ukraine zerstört. Die Hilfsbereitschaft – in Mannheim und anderswo – wird also noch lange gebraucht werden.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim