Ludwigshafen. Die BASF hat es ohnehin schwer mit ihrem Geschäft: Der europäische Chemiemarkt wächst seit Jahren nur noch schwach. Die Kosten für Strom und Gas sind deutlich gestiegen, was für ein energieintensives Unternehmen besonders belastend ist. Der Konzern muss die ökologische Transformation meistern und dabei EU-Vorgaben aus dem Green Deal erfüllen. Nun kommt obendrauf, dass sich Wintershall Dea aus Russland zurückzieht und der BASF damit einen Milliardenverlust einbrockt. Keine Frage: Das Engagement bei Wintershall Dea hatte man sich in Ludwigshafen anders vorgestellt. Die seit langem geplante Trennung dürfte näher rücken.
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Zudem ist zu erwarten, dass der Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller das angekündigte Sparprogramm entschlossen vorantreibt. Die BASF ist im Krisenmodus. Schon vor Kurzem hatte Brudermüller den Kurs verteidigt und als alternativlos bezeichnet. Die jährlichen Kosten sollen außerhalb der Produktion um 500 Millionen Euro gesenkt werden. Mehr als die Hälfte der Einsparungen will der Vorstand am Standort Ludwigshafen realisieren. Stellenstreichungen sind möglich. Details soll es bald geben. Klar ist bereits: Auf der Jahrespressekonferenz im Februar wird Brudermüller sich vielen unangenehmen Fragen stellen müssen.
Fatale Abhängigkeit
Bestimmt auch zu Russland. Denn jahrzehntelang haben BASF-Manager gute Beziehungen dorthin gepflegt. Daraus ist eine fatale Abhängigkeit entstanden, wie jeder seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs weiß. Warum hat die BASF das Gas vor allem über Handelspartner aus Russland bezogen und das Risiko nicht gestreut?
Hinterher ist man immer schlauer. Sollte man zumindest meinen. Während Unternehmen, Verbände und Politiker von einer zu großen Abhängigkeit von China warnen, lässt sich die BASF nicht beirren. Brudermüller will die Präsenz sogar ausbauen. Der Umsatz soll steigen; in der Provinz Guangdong entsteht ein neuer Verbundstandort, bereits der zweite dieser Art in China.
Natürlich ist China ein riesiger Markt und hat über die Jahre zuverlässig für Wachstum gesorgt. Allerdings scheint es so, als würde alles auf eine Karte gesetzt und die geopolitischen Risiken unterschätzt. Präsident Xi Jinping will China unter einem politisch autoritärem System zu einer dominierenden Wirtschafts- und Militärmacht formen. Mit der Option, Taiwan zu erobern. Was dies auslösen könnte: siehe Ukraine-Konflikt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar BASF ist im Krisenmodus
Die BASF hat es ohnehin schwer mit ihrem Geschäft - nun kommt noch der Milliardenverlust durch Wintershall Dea. Das Managament wird den Sparkurs entschlossen vorantreiben, meint Alexander Jungert. Ein Kommentar