Kommentar Ausbildung: Handwerk muss verstärkt Anreize setzen

Nach wie vor hat das Handwerk bei Schulabgängern ein schlechtes Image. Betriebe und Verbände sind auf dem richtigen Weg. Jetzt müssen sie den Einsatz noch verstärken, meint Alexander Jungert. Ein Kommentar

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Alexander Jungert
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Erst die Corona-Krise, dann die Folgen des Ukraine-Kriegs – das Klima ist rau geworden für die deutsche Wirtschaft. Eine Gefahr droht aber aus einer ganz anderen Ecke. Das Fehlen von Fachkräften behindert schon jetzt die Geschäftstätigkeit von Unternehmen querbeet durch alle Branchen. Auch Handwerker bekommen es deutlich zu spüren: Die prallen Auftragsbücher abzuarbeiten klappt nicht oder nur sehr langsam, weil qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen. Wer als Kunde wochenlang auf einen Handwerker warten muss, kann ein unschönes Lied davon singen.

Wenn die Babyboomer-Jahrgänge in den nächsten Jahren in Rente gehen, dürfte die Lage noch kritischer werden. Sogar so kritisch, dass im Handwerk bestimmte Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden können.

Schlechtes Image

Was also tun? Zuerst kommt oft die Forderung, das Angebot an Arbeitskräften durch Zuwanderung zu steigern. Klar, das ist ein wichtiger Punkt. Doch um ganz vorne anzufangen: Nach wie vor hat das Handwerk bei Schulabgängern ein schlechtes Image. Eine Ausbildung in Dienstleistungsberufen oder ein Studium ist für viele attraktiver als eine Lehre auf dem Bau.

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Dabei werden Handwerker im Alltag überall gebraucht: Ohne sie würde kein Brot gebacken, keine Waschmaschine repariert, keine Solaranlage für die Energiewende installiert. Betriebe und Verbände fahren zwar verstärkt Kampagnen, auch über soziale Medien wie Tiktok und Insta-gram. Doch das reicht nicht. Offensichtlich muss die duale Ausbildung offensiver angepriesen werden. Und es braucht natürlich finanzielle Anreize für einen Job, der körperlich anstrengend ist.

Arbeit muss durch die Förderung von Innovationen produktiver werden. Um zu sehen, dass die Ausbildung immer digitaler wird, reicht ein Blick in die Bildungsakademie der Handwerkskammer in Mannheim. Es gibt Schulungsfahrzeuge für Elektromobilität in der Kfz-Werkstatt. Künftige Fahrzeuglackierer tauchen mit VR-Brille in virtuelle Welten ein.

Diese Technologien bringen Spaß, sie machen die Ausbildung effizienter, sie passen zur Lebenswelt von jungen Menschen. Gerade die sind wichtig für die Nachfolge in alteingesessenen Betrieben – und damit für die Zukunft des Handwerks.

Für sich genommen reicht wahrscheinlich keiner dieser Vorschläge aus. In der Summe könnten sie allerdings viel bewirken.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft