Mannheim. Noch immer fällt in Mannheimer Gesprächen die Formulierung „OB Kurz“. Dass sich dahinter allerdings nicht die Sehnsucht nach dem ehemaligen Oberbürgermeister verbergen muss, beweist die Tatsache, dass selbst Christian Specht die Bezeichnung „der OB“ rausrutscht, als es um seinen Vorgänger geht. Doch dieses Phänomen wirft die Frage auf, ob es dem neuen Oberbürgermeister gelingt, aus dem langen Schatten von Peter Kurz herauszutreten.
Um ihn ist es nach der Amtsübernahme Spechts naturgemäß merklich ruhiger geworden. Was auch daran liegt, dass Kurz selbst weniger öffentlich in Erscheinung tritt, als Berater für den Klinikverbund mit Heidelberg im Hintergrund agiert. Doch was tut Christian Specht selbst, um aus Kurz’ Schatten zu treten?
Nach 111 Tagen ist nur eine erste Bestandsaufnahme möglich. Fingerzeige gibt es dennoch. Nach zurückhaltendem Start hat Specht dieser Redaktion jetzt ein offensives Interview gegeben. Den Wahlkampf scheint er hinter sich gelassen zu haben und in seinem Amt angekommen zu sein. Erste Anliegen hat er auf den Weg gebracht: einen Vereins- und Ehrenamtsbetreuer im Rathaus etwa. Die Auswirkungen des Konflikts in Nahost hat er in Mannheim kanalisiert – heftige Zusammenstöße bei Demonstrationen wie in anderen Städten gab es hier nicht. Probleme mit einem Zaun für die Haubenlerche auf Spinelli hat Specht von seinem Vorgänger geerbt, wie er mit dem Geldsegen für das Klinikum erste Früchte von dessen Saat erntet. Eine Duftmarke setzt der CDU-Politiker mit seinem Machtwort zur Waffenverbotszone.
Christian Specht ist ein anderer Typus Oberbürgermeister als Peter Kurz. Auch nach seiner Wahl scheint er auf kleinen Stadtteil-Festen wie dem Waldhöfer Vor-Weihnachtsmarkt oder der Fasnacht omnipräsent. Das Wahlkampf-Versprechen, nah an den Bürgerinnen und Bürgern sein zu wollen, hält Specht ein. Solange die großen, wichtigen Themen Chefsache bleiben und nicht von Vereinsfesten abgelöst werden, ist das ein guter Weg.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar 111 Tage OB: Christian Specht setzt erste eigene Duftmarken
Kann Mannheims neuer Oberbürgermeister Christian Specht aus dem langen Schatten seines Vorgängers Peter Kurz heraustreten? "MM"-Lokalchef Florian Karlein sieht ihn mit ersten eigenen Duftmarken auf gutem Weg, ermahnt ihn aber auch