Zeitzeichen

Klangvolle Sprache

Das Ohr unseres Kolumnisten weiß fremdländische Klänge durchaus zu schätzen. Manchmal ist er aber skeptisch, was dahintersteckt. Denn oft zeigt sich, dass es mit großen Gesten und klangvollen Worten nur um ganz Profanes geht

Von 
Thomas Groß
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Namen sind Nachrichten, heißt es im Journalismus. Und manchmal sind sie auch per se schon ausdrucksstark. Vielleicht hat die Karriere des berühmten italienischen Tenors ja erheblich beflügelt, dass er den schönen Namen Enrico Caruso trug. Wäre er Deutscher gewesen, hätte er nur Heinrich Krause oder so geheißen, was das Fortkommen zumindest wohl nicht befördert hätte. Als Deutscher muss man schon vielversprechend Fritz Wunderlich heißen, um nicht allein der Stimme seine Durchsetzungskraft zu überlassen. Und im akzentreichen Italienischen können schon Diskussionen um Pastagerichte oder auch die ultimative Nudelmarke, wie man sie von echten Mammas zuweilen auf malerischen öffentlichen Plätzen hört, derart bedeutsam klingen, dass man meint, es müsste dabei um die Zukunft der Menschheit gehen.

Wir schätzen unsere deutsche Muttersprache dennoch sehr, hegen und pflegen sie nach Kräften, um auch ihren sehr wohl vorhandenen Wohlklang im allgemeinen Bewusstsein zu halten. Doch leider fehlt es zuweilen an Mitstreitern, um das Horn, in das man bläst, zur glorios tönenden Fanfare werden zu lassen. Wo wir redlich von Indigenen reden, um nur dieses Beispiel eines neuerdings häufig gebrauchten Wortes zu nehmen, spricht beispielsweise unser aller Berliner Kulturstaatsministerin weltgewandt und jeglichen Verdacht von Provinzialität meidend im Radio-Interview von „Indítschiniiis“. Manchmal, das sei hier nicht verschwiegen, klingt Englisches bedeutsamer. Aber ebenso wie das Italienische in unseren zentraleuropäischen Ohren tut es auch oft nur so.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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