Didudeldö

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Es gibt da diesen immer noch sehenswerten Film von Milos Forman nach dem Roman von Ken Kesey, "Einer flog über das Kuckucksnest", mit Jack Nicholson in seiner vielleicht allerbesten Rolle. Und es gibt darin ein merkwürdiges Musikgedudel, das immer dann ertönt, wenn die Patienten der Nervenheilanstalt zur Medikamentenausgabe gebeten werden: Das lullt ein und dödeldiet, dass es keine Freude, sondern schlicht grausam ist für die Patienten und unser aller Ohren. In Supermärkten oder Möbelhäusern gibt es zuweilen ähnliche Töne zu hören, welche die Kunden mit ihren rollenden Einkaufswägen noch hier und dorthin geleiten, wohl in Trance versetzen und zum unfein getakteten Kaufrausch verleiten sollen. Selbst in Fahrstühlen erklingt Musik, fast schon redensartlich und zum Inbegriff nichtssagenden Gedudels gewordene. Und dann noch die Restaurants! Ist denn niemals Ruhe?

Wer so leidet, bekommt nun einen prominenten Fürsprecher. Der US-amerikanische Dirigent Kent Nagano sagte gegenüber der dpa, er könne sich über Musik in Restaurants wirklich aufregen. Was man da manchmal höre, sei "einfach furchtbar, ohne jedes Gefühl, ohne jeden Sinn", so der wahrhaft Hörbegabte. Endlich sagt's mal einer! Und hoffentlich wird er erhört! Thomas Groß

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