Zeitreise

Warum die Limburg und der Speyerer Dom Geschwister sind

Vor 1000 Jahren legte der spätere Salier-Kaiser Konrad II. den Grundstein für das Kloster Limburg in Bad Dürkheim. So stellen sich Pfälzer den Ablauf des 12. Juli 1025 vor.

Von 
Stephan Alfter
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Vor genau 1000 Jahren wurde mit dem Bau des Klosters Limburg oberhalb von Bad Dürkheim begonnen. Den Namen „Stift zum heiligen Kreuz“ trug die Abtei später, weil Kaiser Heinrich 1046 aus Rom ein Stück des heiligen Kreuzes hierher brachte. © Pfalz.Touristik e.V.

Bad Dürkheim. Ob die Geschichte stimmt, die man bei einem Glas Wein im pfälzischen Bad Dürkheim abends gerne weitererzählt? Nun ja. Von überragender historischer Präzision ist sie definitiv nicht. Trotzdem sagt sie etwas über die Hemdsärmeligkeit aus, die man den Menschen zwischen Rhein und Pfälzerwald gerne unterstellt. Es geht um die Entstehung des heute als Ruine bekannten Klosters Limburg bei „Thuringeheim“ (Dürkheim) und um den salischen Kaiserdom im damals schon rund 35 Kilometer entfernten Speyer.

Die Story geht jedenfalls so, dass der Salier-König und spätere Kaiser Konrad II. an seinem Geburtstag am Morgen des 12. Juli 1025 aufgestanden sei, um ein wenig zum Fortgang der Weltgeschichte beizutragen. Nach Morgenkaffee und – hoffentlich – Zahnpflege habe er sich gegen 7 Uhr wohl entschlossen, den Grundstein für ein neues Kloster zu legen, ehe er sich auf ein Pferd begab und nach Speyer ritt.

Wir dürfen ihn uns als zwei Meter hohen Recken von außerordentlichen Körperkräften vorstellen, dem die Gicht mitunter schwer zu schaffen machte.
Johannes Laudage Historiker über Konrad

Dort angekommen, legte er gegen 13 Uhr dann auch noch das Fundament für die größte bis heute erhaltene romanische Kirche der Welt – den Speyerer Dom. Soweit die Story. Nebenbei sei bemerkt: Auf Work-Life-Balance legte der Mann offensichtlich keinen gesteigerten Wert. Nur so lässt sich diese unbändige Arbeitswut im 11. Jahrhundert erklären.

„Wir dürfen ihn uns als zwei Meter hohen Recken von außerordentlichen Körperkräften vorstellen, dem die Gicht mitunter schwer zu schaffen machte“, schreibt der im Jahr 2008 verstorbene Historiker Johannes Laudage über Konrad. Immerhin ist die Route, die der Salier an seinem Geburtstag ritt, heute mit dem Verlauf des gleichnamigen Kaiser-Konrad-Radwegs gekennzeichnet. Warum diese lange Vorrede? Weil zumindest die Grundsteinlegung (nicht in der Weise, wie man das heute verstehen würde) des Klosters Limburg hoch über dem Isenachtal nun 1000 Jahre zurückliegt und die Feierlichkeiten des Jubiläums just an diesem Samstag, 17. Mai, in Bad Dürkheim beginnen.

Kloster Limburg: Ein steinernes Monument salischer Herrschaft

Wer heute durch die zerklüftete Ruine wandert, betritt nicht nur ein ehemaliges Kloster, sondern ein Denkmal salischer Reichsgeschichte. Konrad II., Stammvater der Salier auf dem deutschen Königsthron, legte hier den Grundstein für eine Benediktiner-Abtei und er formte am Rand des Pfälzerwaldes ein Symbol seiner Herrschaft. Und tatsächlich ebnete er hier den Weg für einen der größten Kirchenbauten Europas: eben jenen Dom zu Speyer, der bis heute eine Landmarke der Geschichte dieses Kontinents darstellt. Konrad II. ist nicht nur erster Salier auf dem Thron, sondern auch ein Herrscher, der seine Legitimität durch sakrale Architektur zu untermauern sucht.

Null-Euro-Schein als Souvenir



Die Stadt Bad Dürkheim präsentiert ihr neuestes Souvenir : einen 0-Euro-Schein mit Abbildungen des Gradierwerks, des Dürkheimer Riesenfasses und der Klosterruine Limburg.

Die personalisierte Souvenir-Banknote ist mit den bekanntesten Bad Dürkheimer Sehenswürdigkeiten bedruckt und gilt als Sammlerstück.

Auf insgesamt zwei Scheintypen – einer Standardversion mit silbernem Hologramm sowie einer Sonderedition mit goldenem Hologramm – sind das Dürkheimer Riesenfass, der Gradierbau und die Klosterruine Limburg abgebildet.

Anlässlich der „Grundsteinlegung“ vor 1000 Jahren thront die Klosterruine über den beiden anderen Wahrzeichen der Kurstadt.

Dass er damit gerade auf einem Hügel bei Dürkheim beginnt, ist kein Zufall. Die Pfalz war das Kernland der Salier, und Konrad suchte Nähe – zu seiner Herkunft, zur Kirche, zur symbolischen Kraft des Ortes. Nach dem Bericht eines mittelalterlichen Chronisten verbrachte der junge Salier Konrad auf dem Limburgberg einen Teil seiner Jugend. Schon die Merowinger hatten dort eine kleine Kirche errichtet, doch Konrad hatte Größeres vor: eine monumentale Anlage, in der das weltliche und geistliche Machtverständnis der Salier sichtbar werden sollte.

Teilweise sind an den Mauern noch typische Putze aus salischer Zeit zu erkennen. Und das obwohl es in den Jahrhunderte immer wieder zu Zerstörungen kam. © Stephan Alfter

Die Entscheidung für ein Benediktinerkloster hatte sowohl strategischen wie spirituellen Hintergrund. Die Benediktiner waren Träger einer Reformbewegung, die das klösterliche Leben erneuern wollte – mit klaren Regeln, disziplinierter Liturgie und enger Bindung an Rom. Für Konrad, der seine Herrschaft religiös legitimieren musste, war ein solches Reformkloster ein starkes Zeichen. Zugleich sollten die Mönche für das Seelenheil der Familie beten – ein nicht zu unterschätzender Aspekt mittelalterlicher Politik. Hausklöster wie die Limburg dienten als Grablegen, als Stätten des Gebets und der Erinnerung. Doch was auf der Limburg begann, sollte am Ende eine noch größere Form annehmen: Die Idee eines gewaltigen, steinernen Monuments der salischen Herrschaft führte zum Bau des Speyerer Doms.

1689 wurden sowohl Limburg als auch Dom durch Franzosen zerstört

Wer heute die erhaltenen Fundamente und Mauerreste auf der Limburg betrachtet, erkennt bereits Elemente, die später im Speyerer Dom in monumentaler Vollendung auftauchen: Rundbögen, klare Achsen, mächtige Pfeiler. Der Mönch Gumpert soll eine entscheidende Rolle bei der Organisation und Leitung der Bauvorbereitungen für den Speyerer Dom übernommen haben. Er leitete als dritter Abt nicht nur den monastischen Aufbau der neuen Abtei Limburg, sondern prägte als enger Vertrauter Konrads II. die salische Klosterpolitik mit. Gumpert war wohl kein Baumeister im technischen Sinn. Er galt als spiritueller Impulsgeber und möglicher Vermittler der liturgisch-theologischen Bauideen, die dem Dom seine einzigartige Raumstruktur verliehen. Es ist insofern wahrscheinlich, dass Erfahrungen von der Limburg wenige Jahre später in Speyer auf weit größere Dimensionen übertragen wurden.

Vom Parkplatz aus betrachtet, sehen die Außenmauern einigermaßen unversehrt aus. Rechts im moderneren Gebäude ist das Restaurant Konrad beheimatet. 2017 hatte es hier um Mitternacht gebrannt. Dabei starb der damalige Wirt. © Stephan Alfter

Nach dem Tod Konrads II. im Jahr 1039 – er wurde wie geplant in Speyer beigesetzt – behielt die Limburg ihre Bedeutung als Kloster und geistliches Zentrum in der Region. Im 11. und 12. Jahrhundert blühte das Kloster unter salischer und staufischer Förderung auf. Es besaß Ländereien, genoss Schutzprivilegien und war eng mit anderen Reformklöstern vernetzt. Doch mit dem Aussterben der Salier endete auch die politische Sonderstellung der Limburg. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie mehrfach beschädigt. 1689 wurde sie von französischen Truppen endgültig zerstört. Zurück blieb eine eindrucksvolle Ruine, deren steinerne Reste bis heute vom Geist jener Zeit erzählen.

Dass im 15. Jahrhundert solche idealtypischen Legenden entstehen, wie jene, die am Eingang dieses Textes steht, versteht sich fast von selbst. Historisch betrachtet ist die zeitgleiche Gründung aber nicht haltbar. Der Grundstein des Doms wurde wohl erst im Jahr 1030 gelegt. Zeitgenössische Quellen belegen, dass Konrad II. im Juli 1030 in Ungarn weilte, wo er einen Feldzug führte. Die Legenden dienten im Mittelalter dazu, die Bedeutung von Bauwerken und Herrschern zu unterstreichen und ihnen eine göttliche Legitimation zu verleihen. Sie spiegeln das Bestreben wider, weltliche Macht mit sakraler Bedeutung zu verbinden und die Taten der Herrscher als von Gott gewollt darzustellen.

Umfangreiches Veranstaltungsprogramm zum Jubiläum

Heute ist die Limburg nicht nur ein geschütztes Kulturdenkmal, sondern auch ein Ort der Begegnung. Die Ruine wurde saniert, stabilisiert und für Besucher zugänglich gemacht. Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen der Erinnerung. Bad Dürkheim feiert „1000 Jahre Limburg“ mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm. Auftakt dafür ist der heutige Festakt am 17. Mai im Innenschiff der Ruine. Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling, Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Vertreter der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz haben zugesagt.

Der Dom zu Speyer ist wie das Kloster Limburg ein Bau aus salischer Zeit, der auf Konrad II. zurückgeht. Auch hier wird in den kommenden Jahren an den Baubeginn vor rund 1000 Jahren erinnert. So ganz einige ist man sich über das betreffende Jahr nicht. Oft taucht das Jahr 1030 auf, andere sprechen von 1027. © Andreas Arnold/dpa

Reden, Musik und der Ort selbst bilden den Rahmen. In den kommenden Wochen und Monaten gibt es Theateraufführungen, Konzerte und Führungen. Historische Spielgruppen, Chöre, Schülerprojekte und die städtische Musikschule gestalten das Programm mit. Ein kostenloser Shuttle-Bus bringt Besucher zur Ruine. Der Sommer bringt schließlich ein weiteres Highlight: den Limburg Sommer 2025. In der spektakulären Kulisse der Ruine treten Musiker von Weltrang auf, darunter Corvus Corax, Nigel Kennedy und Curtis Stigers. Zeit für neue Legenden bei einem Glas Wein in Bad Dürkheim ...

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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