Freizeit - Zum Abschluss der Serie Lebenslust gibt es einen Selbstversuch im Fußballgolf / Große Anlage im pfälzischen Dirmstein

Wie Minigolf, nur anders

Von 
Julian Eistetter
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Beim Fußballgolf ist vor allem Präzision gefragt: Hier muss unser Autor den Ball durch einen Traktor-Reifen schießen.

© Rinderspacher

Dirmstein. Es ist dieses Gefühl, bei dem man sich unauffällig umschaut, um zu sehen, ob man beobachtet wurde, erleichtert feststellt, dass dem nicht so war und dann blitzschnell so tut, als sei nichts gewesen. Ganze zwei Meter liegt der Ball vor dem Loch, in das er hineingespielt werden soll. "Eine leichte Übung", denkt sich der Fußballer in mir und schreitet zur Tat. Und dieser Anflug von Überheblichkeit muss es wohl sein, der das Unterfangen scheitern lässt. Der Ball dopst auf den Steinrand des Lochs und springt mit einer leichten Richtungsänderung wieder hinaus - die Schmach ist groß und ich fühle mich in Kindertage zurückversetzt, als beim Minigolf ebenfalls immer die scheinbar einfachsten Versuche misslangen.

Einfaches Prinzip

Diesmal ist das Glück auf meiner Seite, denn um mich herum ist kaum jemand, der Zeuge des Versagens hätte werden können. Ich befinde mich im Soccerpark - dem Fußballgolfplatz - im pfälzischen Dirmstein, der Himmel ist strahlend blau, die Sonne scheint und ein Wind lässt das Fähnchen, das als Markierung in besagtem Loch steckt, flattern.

Das Grundprinzip von Fußballgolf ist schnell erklärt: Jeder Spieler erhält einen Ball und versucht diesen auf verschiedenen Bahnen, die an übergroße Minigolf-Strecken erinnern, mit so wenigen Schüssen wie möglich vom Start ins Ziel (das verdammte Loch) zu befördern. "Fußballgolf ist keineswegs nur guten Kickern vorbehalten", sagt Frank Neumann, der - beneidenswert entspannt - im Anmelde-Häuschen neben der Strandbar und den Beachvolleyball-Feldern sitzt und die Neuankömmlinge mit Bällen und einer Einführung in das Regelwerk versorgt. "Manchmal ist weniger ja bekanntlich mehr", sagt er mit einem wissenden Lächeln.

Es sind überwiegend Kindergeburtstage, Familien, Fußballmannschaften, Firmen und soziale Einrichtungen, die zum Fußballgolfen - einem Trend, den Betreiber Alexander Kober zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aus Schweden mit nach Deutschland brachte - nach Dirmstein kommen, erzählt Neumann. "Das ist sehr breit gefächert."

Weniger breit sollte nach Möglichkeit die Streuung bei den Schussversuchen auf dem Feld sein. Denn dort gilt es Hindernisse wie Reifen, Tunnel oder Steine zu durchspielen. Jede der Bahnen hat einen Schwierigkeitsgrad, angegeben in "Par". Für die Strecke hat der Spieler dann Par mal drei Versuche (bei "Par 5" also 15 Schüsse). In Dirmstein gibt es zwei unterschiedliche Kurse: den kleineren Funplatz und den großen Premiumplatz. "Derzeit haben wir aber einen Mischkurs aus beiden Feldern", erzählt Neumann. "Denn im Sommer findet hier die Weltmeisterschaft statt, für die wir noch aufrüsten", sagt der 48-Jährige. 200 Spieler aus aller Welt werden dann nach Dirmstein kommen und versuchen, das Runde im Runden zu versenken.

Für eine WM-Teilnahme reicht es bei mir noch nicht. Allerdings erhole ich mich schnell vom anfänglichen Fehlschuss, kann Entfernungen und die nötige Schusskraft zunehmend besser einschätzen und entwickle einen - fast kindlichen - Ehrgeiz. Nur zu gut kann ich mir vorstellen, wie viel Spaß das Spiel machen würde, wenn ich nicht alleine, sondern mit ein paar Freunden da wäre, mit denen ich mich messen kann. Denn davon lebt Fußballgolf. Und deshalb gibt es im Soccerpark Dirmstein auch keine Verhaltensregeln für die Spieler. "Da kann es schon mal lauter werden, wenn sich jemand aufregt oder ein Kind schreit", sagt Neumann. "Aber das ist kein Problem, Emotionen gehören dazu."

Dass Fußballgolf einen gewissen Suchtfaktor hat, musste Neumann indes am eigenen Leib erfahren. "Ich kam durch Zufall her, habe angefangen, unregelmäßig hier zu arbeiten". Heute ist er jeden Tag da - und dreht nach der Arbeit meist selbst noch eine Runde über den Platz. Fußballgolf kann schnell fesseln. Auch ich werde sicher wieder kommen.

Der Soccerpark in Dirmstein

Den Soccerpark in Dirmstein gibt es seit 2006. Er war die erste Anlage dieser Art in Deutschland.

Er hat eine Spielfläche von 65 000 Quadratmetern, verteilt auf zwei Parcours mit jeweils 18 Bahnen.

Ziel: Den Ball mit möglichst wenigen Versuchen ins Loch bringen.

Der Soccerpark hat im Sommer täglich von 9 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet.

Es gibt keine Kleidervorschrift, nur Stollenschuhe sind verboten, um den Rasen zu schonen.

Informationen im Internet unter www.soccerpark-dirmstein.de

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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