Mannheim. Die Buchmesse in Frankfurt hat gerade ihre Türen geöffnet und ich freue mich schon auf den Besuch dort. Durchschlendern der Messehallen, bekannten Autorinnen und Autoren bei Bühnenprogrammen zuhören und mit reichlich Ideen zurückkommen, in welchen Büchern ich als nächstes schmökern kann: Das hat schon immer was.
„Überhaupt gehört meine Leseecke mal wieder etwas aufgemöbelt“, denke ich. Mit neuen Büchern selbstverständlich, aber auch mit ein paar spannenden Grünpflanzen für neben den Sessel. Als erstes fällt mir dafür die Goethe-Pflanze ein. Und das nicht nur wegen des aus Frankfurt stammenden Dichterfürsten.
„Von dem hat sie aber tatsächlich ihren Namen“, verrät mir Silke Hellmann vom Kakteenland im pfälzischen Steinfeld. Dort werden Goethe-Pflanzen gezüchtet und verkauft.
Das Brutblatt - wie das Dickblattgewächs auch genannt wird - zieht viele ihrer Kunden in seinen Bann, verrät mir die Mitarbeiterin. Der Grund: das besondere Aussehen der Pflanze. Es gibt Exemplare mit grünen, leicht purpurnen oder getigerten Blättern. Mehr noch als die Farbe allerdings sind die Blattränder ein besonderer Hingucker.
Dort befinden sich nämlich kleine Mulden, aus denen sogenannte Kindel herauswachsen - also vollständig entwickelte neue Pflänzchen. Schon bei der leichtesten Berührung fallen diese ab und wachsen danach im Topf neben den Mutterpflanze an.
Diese Art der Vermehrung begeisterte schon Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Sukkulente nach Deutschland kam. Ursprünglich stammt sie aus Madagaskar, verwilderte später in den tropischen Regionen Afrikas, Amerikas und Asiens. Johann Wolfgang von Goethe, der nicht nur Dichter, sondern auch Naturforscher und Minister war, beobachtete die Pflanze das erste Mal im Botanischen Garten von Weimar.
Ihn faszinierte, wie sich die Jungpflanzen entwickeln. Er schrieb wissenschaftliche Abhandlungen darüber, machte das Brutblatt zum Thema mehrerer Gedichte und schenkte es der ein oder anderen Dame, die er verehrte.
Wer heute eine Goethe-Pflanze zu Hause haben möchte, die im Spätsommer weiße oder rosa Blüten an langen Trieben zeigt, muss weder die Freundin eines Dichterfürsten noch Naturforscher sein. „Tatsächlich ist sie wirklich etwas für Anfänger und absolut pflegeleicht“, meint Silke Hellmann.
Die hübsche Sukkulente fühlt sich an einem sonnigen oder halbschattigen Ort in der Wohnung besonders wohl. Im Sommer darf sie auch nach draußen. „Winterhart ist sie in unseren Breiten jedoch nicht“, sagt die Fachfrau. Bevor die Temperaturen nachts unter zwölf Grad fallen, sollte man sie deshalb wieder ins Haus holen.
Die Goethe-Pflanze wächst am besten in einem durchlässigen, sandigen Substrat oder in handelsüblicher Kakteenerde. Das Dickblattgewächs muss nur selten gegossen werden - im Sommer etwa einmal die Woche, im Winter alle zwei Wochen oder sogar noch weniger. Die Topferde sollte zuvor richtig abgetrocknet sein.
Auch Nährstoffe braucht die Sukkulente nur wenig, während der Vegetationsphase - von April bis September - können ihr Pflanzenfreunde etwas Kakteendünger verabreichen.
Dass die Goethe-Pflanze derart unkompliziert ist, macht sie für die Ecke mit meinem Sessel einfach perfekt. Denn so bleibt dort vor allem für eines Zeit: zum Lesen der neuen Bücher.
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