Mannheim. Komponist, Sänger, Schriftsteller, Filmemacher, Intellektueller, Unesco-Botschafter, Kämpfer für Frieden, Freiheit und Demokratie: Zülfü Livaneli ist eine Ikone. Nicht nur für seine türkischen Landsleute. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz präsentierte ihn jetzt in der Reihe „Sinfonie & Surprise“ mit dem 1. Metropolkonzert „The Legend of Livaneli“ im Mannheimer Rosengarten. Mit wirken die türkischen Gesangssolisten Zeynep Halvasi, Görkem Ezgi Yildirim und Teyfik Rodos, der Baglama-Spieler Erdem Simsek sowie das Orchester unter Leitung von Sebastián Camano Saavedra.
Als der heiß erwartete Künstler dann mit dem Lied „Merhaba“ („Guten Tag“) endlich die Bühne betritt, brodelt es im nahezu ausverkauften Mozartsaal. Es wird euphorisch geklatscht, gejohlt, gepfiffen, mitgesungen und vor Rührung auch ein bisschen geweint. Die oft melancholischen Lieder, die Bilder und Filmausschnitte gehen zu Herzen. Alle, die Türkisch verstehen – und das ist die große Mehrheit – hängen an Livanelis Lippen, lachen über seine witzige Moderation. Die übrigen freuen sich über Livanelis englische Zusammenfassung („Es geht immer um Frieden, Freiheit und Liebe“) und eine außergewöhnlich intensive Atmosphäre.
Wir haben uns unter die Konzertbesucher gemischt und gefragt, was diesen Abend für sie so besonders und bewegend macht.
Auf Empfehlung eines Orchestermusikers der Staatsphilharmonie ist Ursula Seeliger in den Rosengarten gekommen: „Das soll eine ganz tolle Vorstellung werden, die ich mir unbedingt anschauen müsse. Ich habe nach dem Künstler, den ich bisher nicht kannte, gegoogelt.“
Ihre Freundin Helga Grimme, Schauspielerin aus Mannheim, ist vor dem Konzert sehr neugierig auf die Stimmung im vorwiegend türkischstämmigen Publikum und freut sich darauf, Livanelis Musik kennenzulernen.
Neslihan ist extra aus Schwäbisch Hall hergefahren: „Zülfü Livaneli ist einfach mein Idol, mein Lieblingsmusiker. Ich habe auch alle Bücher von ihm. Heute möchte ich ihn erleben – zusammen mit der Staatsphilharmonie. Das ist echt etwas Einzigartiges.“ Deswegen hat sie auch ihre zehnjährige Tochter Lia-Marie mitgebracht. Da Livaneli schon 79 Jahre ist, soll sie ihn jetzt kennenlernen.
„Ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Meine Eltern haben ihn immer gehört. Auch hier in Deutschland. Wenn man demokratisch ist, wächst man automatisch mit ihm auf.“ Dann übersetzt sie, was Ercan Arbaz ergänzt: „In der Türkei gilt er als einer der gebildetsten und kultiviertesten Menschen. Ein ganz besonderer Mensch und immer noch aktiv für die Menschenrechte.“
Gülay Dündar ist zusammen mit ihren beiden Töchtern aus Germersheim da: „Man kennt ihn einfach.“ Sima und Sedef loben vor allem Livanelis Humor, die gute Stimmung im Saal und freuen sich über die Lieder, die auch sie kennen.
Gökhan Karpuz und Eyyüp Tümkaya, aus Schopfheim und Freiburg angereist, kennen Livaneli ebenfalls seit ihrer Kindheit in der Türkei und sind vollkommen fasziniert: „Ich glaube, das ist genau das, was wir gerade brauchen. Da geht es um Frieden, um ein brüderliches Leben, und dass wir geboren sind, um zusammen zu leben. Das macht Livaneli auch aus. Er ist seiner Linie immer treu geblieben. Das ist das wichtigste.“
Elmar Kochanneck aus Kaiserslautern gesteht: „Meine Frau hat gesagt, da müssen wir unbedingt hin. Ich bin total überrascht und finde diese Mischung so interessant. Man kann sich, wenn man westliche Klassik mag, genauso gut darin wiederfinden, wie wenn man türkische Musik mag. Das ist sehr breit aufgestellt. Man merkt die universelle Macht der Musik. Faszinierend!“
Gisela Kerntke vom Verein KulturQuer QuerKultur Rhein Neckar e.V. kennt die Musik von Zülfü Livaneli, seit sie vor ungefähr 15 Jahren den Film „Mutluluk“ („Glückseligkeit“) gesehen und kurz danach auch das Buch gelesen hat: „Seitdem ist Zülfü Livaneli in meinem Kopf. Deswegen war klar, ich muss unbedingt hierherkommen. Er ist ein wichtiger Brückenbauer. Das sieht man auch heute Abend.“ Dann gibt sie das Wort an ihre Tochter Ruhal Icöz-Kerntke weiter: „Livaneli ist eine solche Persönlichkeit, die kennt jeder in der Türkei. Seine Biografie ist einmalig. Ich bin total begeistert.“
Schriftsteller Hasan Dewran aus Mannheim schätzt an Livaneli vor allem, dass er die beste, die wichtigste türkische Lyrik und Poesie vertont hat: „Vor allem von Dichtern, die sich um die Freiheit des Individuums und der Gesellschaft sehr bemüht und dafür einen hohen Preis gezahlt haben. Heute Abend auf der Bühne diese Gesichter auf Fotos und Videos zu sehen, das macht mir große Freude.“
Ebenfalls vollkommen begeistert äußern sich Aytac Keskin und Sati Dinc aus Ludwigshafen: „Fantastisch! Ein ganz tolles Konzert. Ich wollte Zülfü Livaneli schon immer live sehen. Auch mein Mann ist ganz beeindruckt. Er ist ein ganz großer Fan von ihm und hat alles mitgesungen.“
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