So lief der Headliner-Auftritt (mit Setlist)

Apache 207 genießt Glücksgefühle bei seiner größten Show in der Region

Der gebürtige Mannheimer Apache 207 beeindruckt beim Glücksgefühle Festival auf dem Hockenheimring als Freitags-Headliner vor allem mit seiner Stimme, die zur gigantischen Bühne passt.

Von 
Jörg-Peter Klotz
Lesedauer: 
Apache 207 lässt sich bei seinem Heimspiel auf dem Hockenheimring feiern. © Nicolai Semrau/Glücksgefühle

Hockenheim. Eigentlich könnte Apache 207 sich jetzt in Apache 2025 umbenennen. Denn am Freitagabend kann der in Mannheim geborene Erfolgsrapper seiner eindrucksvollen Karriere einen weiteren Meilenstein hinzugefügt: Als Headliner bei Glücksgefühle 2025 hat der 27-Jährige auf dem Hockenheimring seine bisher größte Live-Show abgefeiert – zumindest in seiner Heimatregion. Insgesamt sind laut erster Schätzung des Veranstalterteams am Freitag rund 100.000 Besucherinnen und Besucher auf dem Gelände.

Mehr zum Thema

Liveblog

Glücksgefühle Festival 2025 vorbei – Headliner 2026 steht

Veröffentlicht
Von
Henrik Feth , Melanie Wernz und Noah Eschwey
Mehr erfahren
Interview

Glücksgefühle Festival 2025: Warum ein Festival heutzutage „eigentlich gestört“ ist

Veröffentlicht
Von
Jörg-Peter Klotz
Mehr erfahren
Plattenkritik zu „21 Gramm“

So klingt das neue „ehrliche“ Album von Apache 207

Veröffentlicht
Von
Jörg-Peter Klotz
Mehr erfahren

Wie viele davon sich von Apache vor der gigantischen Euphoria Stage unterhalten lassen, kann man nicht genau abschätzen – zu weitläufig und unübersichtlich ist das Areal. Und mit den ewigen Festival-Darlings K.I.Z., den Anarcho-Rappern aus Berlin, gibt es auf der zweiten Hauptbühne zumindest während der Hälfte seiner 90-Minuten-Show extrem starke Konkurrenz.

Auch die bunte und sehr Palette der für Glücksgefühle typischen spielerischen Alternativangebote auf dem Gelände vom Riesenrad bis zum Technobus verhindern eine Vollversammlung. Aber es sind auf jeden Fall mehr Menschen als bei Rock am Ring 2023 (spät in der Nacht). Der Auftritt auf der nordbadischen Rennstrecke dürfte im Rennen und den größten Apache-Auftritt überhaupt aber auf jeden Fall sehr gut im Rennen liegen – gegenüber Hurricane/ Southside und Zürich Openair (alle 2025), Lollapalooza Berlin oder Deichbrand (jeweils 2022).

Gesang und die gerappten Passagen kommen noch kraft- und druckvoller über die Rampe als gewohnt

Eine größere und breitere Bühne sieht man jedenfalls selten. Und der in Ludwigshafen-Gartenstadt aufgewachsene Rapper und Sänger nutzt diese Dimension nicht nur mit enormem Aktionsradius. Vor allem stimmlich beeindruckt Apache 207 nachhaltig. Gesang und die gerappten Passagen kommen noch kraft- und druckvoller über die Rampe, als man es ohnehin schon gewohnt ist. Und das ist bei frühherbstlichen 14 Grad wirklich keine Selbstverständlichkeit.

Am erstaunlichsten ist die offensichtliche Mühelosigkeit, mit der er diese Top-Performance abliefert. Dabei behält er die totale Kontrolle über nahezu jede Silbe – wo ihn früher das Tempo einiger Songs gern mal mitgerissen hat. Dass der Sound bis in die hintersten Reihen glockenklar ist und hohe Textverständlichkeit ermöglicht, rundet das Erlebnis ab. Der Zwei-Meter-Mann scheint wirklich wie geboren für die ganz große Bühne.

Gigantische Bühne mit passender Show beim Headliner-Auftritt von Apache 207. © NIcolai Semrau/Glücksgefühle

So hält er locker mit der zwangsläufig opulenten Bühnenshow mit. Die seit den Open Airs 2023 am Mannheimer Schloss liebgewonnene Tankstelle als Bühnenbild wurde ausgemustert. Baulich gibt es nur eine zweite Etage, auf der mit Produzent und DJ Ruben Rodriguez ein Popakademiker der ersten Stunde den Großteil des Sounds zuliefert. Ebenfalls in der Mannheimer Hafenstraße veredelt wurden Apaches Instrumentalisten: Schlagzeuger Dirk Erchinger und vor allem Gitarrist Max Grund bekommen zunehmend mehr Spielanteile. Die der enormen Bühnengröße angepasste Lichtshow und Pyro-Effekte bis hin zum Feuerwerk bei „Komet“ machen das Spektakel komplett.

Kein Gimmick wie „In The Air Tonight“ bei Rock am Ring 2023

Dabei startet der 1997 als Volkan Yaman geborene Hauptdarsteller die Show sehr intim: Nach Haddaways Hit „What Is Love“ aus der Konserve als Intro leitet Chorgesang den Opener „Brot nach Hause“ ein, dann singt Apache a cappella weiter und das Publikum übernimmt. Es gibt anders als bei Rock am Ring kein musikalisches Gimmick zu Beginn. Damals hatte der Rapper mit einer starken Adaption von Phil Collins‘ Balladenklassiker „In The Air Tonight“ verblüffte.

Mit „Morgen“ vom aktuellen Nummer-zwei-Album „21 Gramm“ folgt ein Rock-Kracher mit Feuerstößen gefühlt bis an die Wolkendecke, die von Scheinwerferstrahlen durchbrochen wird. Dann gibt es die Hitparade der frühen Jahre: „Fame“, das grandios gesungene „Kein Problem“, „200 km/h“, „Sport“ erstmals im Unterhemd, bei dem Team und Freunde große Fußbälle von der Bühne kicken, „Breaking Your Heart“ …

„Was geht ab, liebes Glücksgefühle Festival“, ruft Apache routiniert charmant in die Menge. „Das ist für uns quasi ein Heimspiel. Deswegen schätzen wir es umso mehr, dass ihr so zahlreich erschienen seid.“ Das Besondere an Konzerten in der Heimat sei der Heimschäfer-Status: „Das ist irgendwie weird.“ Denn: Man wache zu Hause auf und am Abend müsse man so eine enorme Show abliefern.

Apache 207 mit stimmlicher Topleistung. © NIcolai Semrau/Glücksgefühle

Als die zweite Strophe „Doch in der Nacht“ in eine Pianoballade verwandelt, dreht der Frontmann gesanglich noch weiter auf, Richtung Soul. Die Mitsingspielchen verlieren sich im gigantischen Areal allerdings ein wenig. Zwischendrin räsoniert er über den „Trugschluss, dass in der Heimat die Stimmung am besten sei.“ Hier hätten doch Tausende irgendeine Geschichte mit ihm. Die stünden dann vor der Bühne mit dem Gedanken: „Das ist doch unser Volkan. Mal gucken, was er so kann.“ Dabei ist die Stimmung sehr gut. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich hier kein reines Fan-Publikum versammelt, dass nur seinetwegen gekommen ist.

Das Programm von Apache 207 bei Glücksgefühle 2025

Hauptteil

1. Brot nach Hause (2019)

2. Morgen (2025)

3. Fame (2020)

4. Kein Problem (2019)

5. 200 km/h (2019)

6. Sport (2021)

7. Breaking Your Heart (2023)

8. Doch in der Nacht (2019)

9. Wenn das so bleibt (2023) / My Heart Will Go On (Whitney Houston, vom Band)

10. Bläulich (2020) / Rhythm Is A Dancer (Snap!, vom Band)

11. Was weißt du schon (2023)

12. Wolken (2025)

13. Gefunden (2023)

14. Loser (2023)

15. Neunzig (2023)

16. Fühlst du das auch (2022)

17. Coco Chanel (2023)

18. Mann muss (2025)

19. Madonna (2021)

20. Komet (2023)

Zugabe

21. Ein Lied für Dich (2025)

22. Roller (2019)

Der in jeder Arena seit dem Beginn seiner Live-Karriere sehr hübsche Effekt mit der Bootsfahrt durchs Publikum wird bei so riesigen Ausmaßen leider wieder mal zum Showstopper. Der Weg in das Gefährt dauert lange, da die Kamera die Fahrt nicht einfängt, bekommen weite Teile des Publikums wenig bis nichts davon mit, während Musik vom Band läuft. Vielleicht ist das Boot ja bald abgeschrieben. Mit „Bläulich“ nimmt die Sache wieder Drive auf. Vor allem als Rodriguez die Textzeile „Der DJ spielt uns ,Rhythm Is A Dancer‘“ relativ prompt umsetzt.

Das neue „Wolken“ kündigt Apache als „einen meiner Lieblingssongs“ an. Ins Festival-Set haben es nur vier Songs von „21 Gramm“ geschafft (zwei mehr als auf dem Southside Festival). Das 2023er-Album „Gartenstadt“ ist im Programm noch sehr präsent. Mit der Partynummer „Neunzig“ erreicht die Stimmung wieder die Amplitude vom Anfang.

In „Mann muss“ hört man den rausten Apache aller Zeiten röhren

Danach wird es musikalisch immer eindrucksvoller: Etwa dank Grunds Gitarrensolo vor dem effektstrotzenden „Fühlst du das auch“. Im ähnlich krachenden „Mann muss“, quasi die Antwort auf Grönemeyers „Männer“, hört man den rausten Apache aller Zeiten röhren. Stark!

Apache 207 lässt sich von Max Grunds Gitarrenspiel mitreißen. © NIcolai Semrau/Glücksgefühle

Nach „Madonna“, dem Hit mit Bausa, folgt zum Schluss des Hauptteils der erfolgreichste Hit der deutschen Charts-Geschichte gemessen an Nummer-eins-Platzierungen: Eine Version von „Komet“, die man sich gut als Live-Veröffentlichung vorstellen könnte. Denn Apache hat jetzt die ideale Form gefunden, den Part von Udo Lindenberg selbst zu singen – auch, wenn die früher aus dem Publikum rekrutierten Gastsängerinnen immer einen tollen Job gemacht haben. „Was ein Fest!“, ruft der Star ins Abschlussfeuerwerk.

Zugabe von Apache: „Liebes Glücksgefühle Festival – Du weißt, was jetzt kommt!“

Die Zugabe startet kurz vor 23 Uhr mit einem Donnerschlag und „Ein Lied für dich“, der Schlussnummer des neuen Albums. Das funktioniert live so gut, wie es die ersten Höreindrücke versprachen – zumal eine Geigerin mit lyrischen Kontrapunkten überrascht. „Liebes Glücksgefühle Festival – Du weißt, was jetzt kommt“, ruft Apache mit angemessener Selbstgewissheit. Und natürlich räumt sein Diamant-Hit „Roller“ zum Abschluss total ab. Die ideale Überleitung zur gigantischen After-Show-Party auf dem Hockenheimring.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke