Mannheim. Übrigens ...
Bei so viel gesellschaftlicher Blasenbildung jedenfalls ist es immer gut, sich in den anderen hineinzuversetzen.
... gibt es ja verstärkt Gruppen, die auf einen unerbittlichen Konfrontationskurs gehen. Der Straßenverkehr ist da ein besonders gutes Beispiel. Da ärgern sich Autofahrer über Radler, und die Radler über die Autofahrer. Und die Fußgänger über die Radfahrer und die auch wieder über die Fußgänger – und so weiter.
Gefühlt wird sich also ziemlich viel geärgert. Auch innerhalb der Radler gibt es die Traditionalisten, die ohne elektrische Unterstützung unterwegs sind, und manchmal etwas verächtlich auf die E-Biker schauen, die jeden Anstieg so mühelos hochdüsen. Nach dem Motto: So kann das ja jeder! Dabei wären viele von denen überhaupt nicht auf dem Rad, wenn es die Elektromotoren nicht gäbe. Aber das ist ein anderes Thema.
Bei so viel gesellschaftlicher Blasenbildung jedenfalls ist es immer gut, sich in den anderen hineinzuversetzen. „Schwätze mit de Leut“, wie der Papa eines Freundes von mir immer zu sagen pflegte. Ich bin zum Beispiel ein leidenschaftlicher, aber schwerfälliger Rennradfahrer, der sich jeden Schwung bewahren muss, den er mühsam aufgebaut hat.
Deshalb bin ich als gefühlter Tour-de-France-Teilnehmer auch meist auf der Straße gefahren, ungestört von Bordsteinkanten und Kopfsteinpflaster, die nur das Tempo bremsen. Seit mir eine Bekannte allerdings mal anschaulich und ausführlich erörtert hat, wie hochgradig nervig sie es findet, mit dem Auto hinter einem Rennradfahrer hinterherzuzockeln, der doch problemlos auf den Radweg nebendran ausweichen könnte, nutze ich jetzt konsequent Radwege.
Auch in einem anderen Fall war ein Gespräch hilfreich: So hat mir ein E-Bike-Fahrer kürzlich an einer fiesen Steigung im Odenwald eindrucksvoll gezeigt, wie wohltuend das eine oder andere Wort doch sein kann. Ich war schon ziemlich ausgelaugt, die Beine waren schwer. Als er mich lässig überholte, da sagte er direkt, wie zur Entschuldigung: „Keine Sorge, das geht bei mir alles elektrisch.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Glosse „Übrigens“ Wie Streit und Ärger im Straßenverkehr vermieden werden könnte
Gerade der Straßenverkehr ist zur Kampfzone und zum Ort der „Bubble“-Bildung geworden. Doch es gibt einen Ausweg, der garantiert immer hilft.