Zeitzeichen

Piggeldy und Frederick haben Schwein gehabt

Von 
Thomas Groß
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Sofern es das Leben zulässt, werden alle mal 50. Schweine indes erreichen normalerweise nur ein Alter von 15 bis 20 Jahren. Und weil es zu den menschlichen Besonderheiten gehört, sie nicht nur zu züchten und zu mästen, sondern auch zu schlachten, um aus ihnen dann Wurst zu machen oder sie am Spieß zu braten – deshalb sterben viele schon viel früher. Es kann von Vorteil sein, wenn man als Schwein nur auf Papier gezeichnet und über den Fernsehbildschirm bekannt geworden ist. Denn Prominenz ist oft ein Schutz vor allzu dreister Nachstellung. Und Papier ist zwar geduldig, wie man sagt, aber kaum genießbar und erst recht nicht nahrhaft.

Die Schweine aus George Orwells fabelartigem Roman „Farm der Tiere“, die dort nicht unbedingt sympathisch wirken, werden dieses Jahr schon 76. Die viel liebenswerteren Piggeldy und Frederick feiern im Wonnemonat Mai ihren auch schon ungewöhnlichen 50. Geburtstag. 1971 wurden sie erdacht, machten dann im „Sandmännchen“ der ARD Karriere. Der kleine Piggeldy mit der hohen Stimme stellt dem sonorer klingenden, schon großen (und dicken) Bruder Frederick stets eine eher komplexe Frage. Der sagt, das sei einfach, sie wackeln durch die Gegend, erfahren was, und am Ende heißt es immer: „Und Piggeldy ging mit Frederick nach Hause.“ Auch mit 50 erfreuen sich die beiden noch großer Beliebtheit. In ihrem Geburtsort Stade bei Hamburg wird ihnen jetzt sogar eine Museumsschau gewidmet. In der „Muppet Show“ gab es eine kuriose Serie namens „Schweine im Weltall“, aber Schweine im Museum ist noch einmal eine andere Dimension. Reale Artgenossen können von alldem wirklich nur träumen. Thomas Groß

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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