Kolumne #mahlzeit

Deshalb ist die vegane Porno-Queen Raffaela Raab unglaubwürdig

Raffaela Raab kämpf für ein veganes Leben. Sie geht dabei sehr weit, brüllt Leute an, beschmiert sich mit Blut - und zieht sich im Internet dafür aus. Das ist eklig, findet unser Kolumnist Stefan M. Dettlinger

Von 
Stefan M. Dettlinger
Lesedauer: 
© kako

Ich will ja nicht langweilen mit dem, was ich in letzter Zeit so gelesen habe, aber neben viel Literatur – gute, weniger gute und, ja, schlechte – hat mich ein Zeitungsartikel ganz schön kirre gemacht. Es geht um Raffaela Raab. Raffaela Raab ist eine nett aussehende, ja, fast schöne 27-jährige Ärztin aus Wien mit Traumschwiegertochterqualitäten. Raffaela Raab ist aber auch ein Erotikstar (also unbedingt weiterlesen) und die wohl bekannteste und militanteste Veganerin weit und breit. Sie rennt im blutverschmierten Schlachterkittel mit Megafon in Restaurants und Fußgängerzonen und macht Tiere essende Leute tierisch an. Die Mutter von Raffaela Raab denkt laut Raffaela Raab über Raffaela Raab: „Für meine Mutter bin ich eine Extremistin und Sektenführerin.“

Ich finde das im Prinzip gut, was Raffaela Raab tut. Etwas Missionarisches in Sachen Ökoleben und Vorstadtpanzer (SUVs) habe ich ja auch mitunter. Ich weiß: Das nervt. Aber erreichen kann man nichts Gutes im Leben, was gleichzeitig unbequem ist, wenn man nur nett ist. Und deswegen brüllt Raffaela Raab die Leute an, brüllt ihnen ins Gewissen rein: Ihr seid alle Rassisten und Mörder. Rassisten, weil ihr die Rasse Tier als wertloser anseht als die Rasse Mensch. Mörder, weil jeder, der Fleisch ist, den Serialkillern in den Schlachthöfen eine Lizenz zum Töten gibt.

Vielleicht hat es jemand schon bemerkt: Ich bin aber gegen alles Extremistische und Radikale. Radikal links. Radikal rechts. Radikal liberal. Radikal religiös. Radikal öko. Radikal für. Radikal gegen. Radikal nackt. Radikal Burka. Alles Mist. Nur radikal klug ist okay, obwohl: Wenn dann Bücher wie „Stoizismus To Go“ oder 500-Seiten-Schinken rauskommen wie „Die Paradoxien der Mehrlust: Ein Leitfaden für die Nichtverwirrten“, die keiner versteht und liest, ist das der Menschheit vielleicht auch nicht so zuträglich.

Radikal sein führt nie zu etwas Gutem, und sei die Sache, für die man radikal ist, noch so gut. Sind wir uns einig? Lenin, Stalin, Mao – die hatten gute Ideen (bei Marx geklaut) und wollten Gutes. Aber sie waren Extremisten, und Extremisten suchen nicht nach der besten Lösung für alle. Extremisten folgen Ideologien. Extremisten sind immer doof. Und gefährlich. Wie Heidi Klum. Sie will jungen Talenten den Zugang in die Modewelt verschaffen. Stattdessen propagiert sie ein frauenfeindliches Bild junger Damen. Nicht cool!

Womit wir wieder bei Raffaela Raab sind. Ich habe das nicht gesehen (ich schwöre), aber gelesen: Raffaela Raab hat im Netz so ein paar Kanäle, in denen sie pornografisch anmutende Bilder von sich verkauft. Damit soll sie sich ihren Feldzug gegen die Fleischfresser finanzieren. Ist jedes Mittel recht? Ich habe auch gelesen, dass Raffaela Raab eine Firma (für Wärmflaschen) haben soll, mit der sie schon siebenstellig verdient hat. Ich frage mich, ob Raffaela Raab nicht unglaubwürdig geworden ist. Erotische Nacktbilder im Internet zu verkaufen, damit irgendwelche Typen mit X- oder Y-Chromosomen sich beim Glotzen einen runterholen, ist dumm. Und gefährlich. Und eklig. Die Aufzählung ließe sich fortführen. Aber ich will ja nicht langweilen.

Schreiben Sie mir: mahlzeit@mannheimer-morgen.de

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke