Ludwigshafen. Herbstzeit ist in der linksrheinischen Schwesterstadt wieder Festspielzeit: Die einst von Vorgänger Hansgünther Heyme eingeführte Sonderreihe hochkarätiger Schauspiel-, Tanz- und Musikaufführungen hat Pfalzbau-Intendant Tilman Gersch noch um die "Offene Welt" erweitert. Sie findet sozusagen als Mini-Festival im Festival statt.
Die Festspiele Ludwigshafen erstrecken sich über einen Zeitraum von zehn Wochen von 14. Oktober bis 4. Dezember. Die "Offene Welt" widmet sich dabei Fragen von Migration und interkulturellem Zusammenleben und bildet mit mehreren Gastspielen, partizipativen Projekten und einem "WELTfest" (16. Oktober, 11 Uhr) den Auftakt zu den Festspielen Ludwigshafen. Das Gastspiel "Schnee" nach dem Roman von Orhan Pamuk eröffnet am Freitag, 14. Oktober das Schauspielprogramm. Regisseur Ersan Mondtag, der von der Zeitschrift "Theater heute" zum Nachwuchsregisseur des Jahres gekürt wurde, setzte den im Roman geschilderten Mikrokosmos einer kleinen Stadt in Ost-Anatolien in seiner Inszenierung für das Hamburger Thalia Theaters auf die Bühne um. Die eingeschneite Stadt Kars ist von der Außenwelt abgeschnitten, und bei den Kommunalwahlen deutet sich ein Sieg des islamistischen Kandidaten an. Ein Streit um Tradition und Grundwerte der türkischen Gesellschaft eskaliert...
Schauspiel, Tanz, Konzert
Am kommenden Eröffnungswochenende ist auch eine Arbeit der internationalen Freien Szene im Angebot: Jan Lauwers belgische Needcompagnie gastiert am Sonntag, 16. Oktober, 19 Uhr, (wie auch schon beim Heidelberger Stückemarkt) mit "The Blind Poet" im Pfalzbau. Im Mittelpunkt des Schauspielprogrammes steht heuer aber eine Werkschau des Thalia Theaters mit sechs verschiedenen Produktionen. Neben Pamuks "Schnee", kommen auch Klassiker wie "Faust I" (10. November, Regie: Nicolas Stemann) und "Die Tragödie von Romeo und Julia" (1. und 2. 11., Regie: Jette Steckel) auf die Pfalzbau-Bühne. Am Mittwoch, 26. Oktober reist das Thalia Theater mit der Inszenierung "Späte Nachbarn" von Alvis Hermanis nach einer Geschichte von Isaac B. Singer an. Auch Brechts "Dreigroschenoper" kommt am 5. und 6. 11. in der Regie von Antù Romero Nunes von der Alster an den Rhein. Doch nicht nur aus Hamburg steht Hochklassiges ins Haus: Die mehrfach ausgezeichnete Aufführung von Ibsens Drama "John Gabriel Borkman" ist als Koproduktion von Wiener Burgtheater, Wiener Festwochen und Theater Basel in der Inszenierung Simon Stones zu sehen - und zwar mit Schauspielstars wie Martin Wuttke, Birgit Minichmayr, Caroline Peters und Roland Koch.
Traditionell hat in Ludwigshafen auch der Tanz ein starkes Standbein: Bekannte Ensembles wie Aterballetto, Italien, Vertigo Dance Company oder Danza Contemporánea de Cuba stehen neben einer Reihe von Neuentdeckungen wie den Dancing Grandmothers aus Südkorea, der israelischen LEV Dance Company mit dem Stück "OCD Love" oder der Koproduktion "Badke" aus Belgien und Palästina.
Neben Gerschs eigener, nun nochmals zu sehender Inszenierung "Faustrecht" (19. Oktober, 19.30 Uhr) nach Romanen von Gert Ledig sind auch wieder zwei Konzerte im Programm: Israel Galván kommt mit seinen nicht minder berühmten Flamenco-Männern "fla.co.men" am 8. November, 19.30 Uhr auf die Große Bühne, während die Postrocker Tortoise tags darauf, am Mittwoch, 9. November, 20 Uhr, im Gläsernen Foyer auftreten.
Samuel Becketts "Warten auf Godot" in der Thalia-Inszenierung von Stephan Pucher bildet am Sonntag, 4. Dezember dann den Abschluss der Festspiele. Bis dahin ist ein wahrlich hochkarätiges wie abwechslungsreiches Festspielprogramm zu sehen, das durch die Unterstützung der BASF und dem Land Rheinland-Pfalz ermöglicht wurde.
Karten und weitere Informationen: Im Netz unter theater-im-pfalzbau.de, telefonisch unter 0621/5 04 25 58.
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