Menschen in Biblis

Michael Hennes aus Biblis hat als DJ weltweit aufgelegt

Seit 40 Jahren ist Michael Hennes aus Biblis als DJ aktiv. In der Blütezeit der Clubs hat der nun 58-Jährige viel erlebt – unter anderem im Mannheimer „Tiffany“.

Von 
Götz Lambert
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In der Bibliser Gaststätte am Bruchweiher hat Michael Hennes ein Heimspiel als DJ. © Berno Nix

Biblis. Platten auflegen kann jeder. Ist doch wohl kein Problem. Überhaupt: Die schwarzen Vinylscheiben sind sowieso längst out. Ein kleiner Stick mit tausenden von Musiktiteln reicht. Computer an, Stick rein, Mucke laufen lassen und schon steppt der Bär. Von wegen!

„Gute Discjockeys setzen das richtige Lied zum richtigen Zeitpunkt ein und steuern gezielt das Verhalten der Gäste“, sagt Michael Hennes. Der Bibliser weiß, wovon er spricht, hat er das „Handwerk“ doch von der Pike auf gelernt. Der sympathische 58-Jährige ist seit nahezu 40 Jahren als angesagter DJ in der Techno-Szene unterwegs – weltweit.

Schon als Teenager hat Hennes aus Biblis den Kontakt zu DJs gesucht

In seiner Jugendzeit in den 1980er Jahren traten verstärkt die Discjockeys ins Rampenlicht. Michael Hennes interessierte sich für die Personen hinter den Mischpulten und Plattenspielern. Logisch, dass der Jugendliche die Chance nutzte, um mit dem DJ in der Ried-Ranch zu plaudern und sich erste Tipps zu holen. „Zwei Dual-Plattenspieler hatten wir zu Hause, es fehlte nur noch ein Mischpult“, erinnert sich Hennes. Mit seinem Ersparten kaufte er sich also das nötige Equipment.

Zu einer perfekten Ausstattung eines DJs gehörten damals natürlich jede Menge Schallplatten, die Hennes übrigens heute noch besitzt. Seinen Vater, der beruflich viel unterwegs war, beauftragte Michael Hennes mit dem Kauf der schwarzen Scheiben in einem Fachgeschäft in Wiesbaden.

Elektronische Musik

Was steckt hinter dem Begriff „Elektronische Musik“? Er bezeichnet den Einsatz elektronischer Klangerzeuger (Generatoren) und Produktionsmittel wie Synthesizer, Software oder Effektgeräte. Der entstandene Sound wird über Lautsprecher wiedergegeben.

Elektronische Musik ist sehr facettenreich: Fantasievolle Klanglandschaften gehören ebenso dazu wie rhythmische Beats. Elektronische Musik findet sich in Genres wie Techno, House und Trance. Elektronische Musik ist weltweit populär und verbindet die unterschiedlichsten Musikstile.

Für die Verbreitung der elektronischen Musik und die Entwicklung der Musik schlechthin sei, so betont der Bibliser DJ Michael Hennes, die „Clubkultur“ gewesen. Allerdings sei es in den zurückliegenden Jahren zu einem „Clubsterben“ gekommen.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Hohe Mieten und eine überalterte Gesellschaft sind ebenso zu nennen wie eine veränderte Partykultur . Junge Menschen achten mehr auf einen gesunden Lebensstil und gehen lieber früher schlafen als sich Nächte bei lauter Musik um die Ohren zu schlagen. Für Clubbesitzer sind die Etablissements nicht mehr rentabel.

DJs wie Michael Hennes können ihrer musikalischen Leidenschaft noch auf Festivals frönen.

Der Einstieg in die Musikbranche gelang dem Diplom-Ingenieur für Maschinenbau während seines Studiums in München. Auf der Suche nach einem studentischen Nebenjob landete er im Café Iwan am Stachus. „Das Café hatte bis zwei, drei Uhr in der Nacht offen“, erzählt Hennes. Dort legte er zum ersten Mal auf und – das weiß er noch genau – erhielt für seinen Job 80 Mark.

Dass er schon als junger DJ das Gefühl für die musikalischen Befindlichkeiten der Gäste hatte, zeigte sich an deren Verhalten im Café: Sie tanzten stets ausgelassen. Der Geschäftsführer habe ihn schmunzelnd daran erinnert, dass man ein Café und keine Disco sei, erwähnt Hennes, der ein Faible für Techno und elektronische Musik hat.

Freitags zum Auflegen ins „Tiffany“ nach Mannheim gebraust

Der nächste Karriereschritt führte Ende der 1980er Jahre nach Mannheim ins „Tiffany“ – „eine richtig große und anspruchsvolle Nummer“, betont Hennes. Freitags brauste der damalige Student von München nach Mannheim, um nach seinem DJ-Job nachts wieder in die bayrische Landeshauptstadt zurückzukehren. „Meine Eltern durften von diesen Touren natürlich nichts wissen“, verrät der Bibliser. Das Engagement im Tiffany bezeichnet Hennes rückblickend als „wirkliche Lehrjahre“.

Folgerichtig ging es für Hennes die nächste Stufe höher auf der Karriereleiter. In einer der größten Discos Deutschlands, dem „Paramount Park“ in Rödermark, stand der Bibliser mehrere Jahre am Mischpult. Für 3.000 bis 4.000 Gästen wählte er die passende Musik aus und kreierte eine maßgeschneiderte Choreografie. „Man darf die Leute auf keinen Fall langweilen, sondern muss sie geschickt führen. Wichtig ist, ein Gefühl zu entwickeln, auf welche Art Musik die Menge reagiert“, skizziert Michael Hennes sein Vorgehen.

Am Mischpult sorgt Michael Hennes aus Biblis für die perfekte Choreografie. © Berno Nix

Das Vorprogramm diene dazu, die Leute in Stimmung zu bringen, dann gelte es, die Gäste auf die Tanzfläche zu locken und zum Schluss müsse der Abend eher ruhig ausklingen, um die Leute noch an der Bar zu halten. Ein DJ muss nämlich auch die Interessen der Auftraggeber, nämlich einen möglichst hohen Umsatz, im Auge behalten.

Bis Anfang der 2000er Jahre war der Bibliser freitags Resident im „Paramount Park“, der tonangebende DJ also. Ende der 1990er Jahre veröffentlichte er mit Martin Roth seine ersten Produktionen „Intelligence“ und „Wake up little child“ als M-Traxx, bevor er mit Kai „Kan Cold“ Winter ins Studio ging und sie 1999 für Tracid Traxxx ihre erste gemeinsame Single als Hennes & Cold „First“ aufnahmen.

Mit eigenen Produktionen in Australien, Amerika und England unterwegs

Das Duo reiste in dieser Zeit durch die Welt: Stationen waren unter anderem Australien, Amerika und England. In drei Aktenordnern sind die Auftritte in Bild und Text fein säuberlich dokumentiert. Auch eine Fachzeitschrift mit Michael Hennes auf dem Cover ist darin enthalten. „Es war eine brutal anstrengende Zeit mit sehr wenig Schlaf“, erzählt Hennes, dem dabei der Stolz über die Erfolge, aber auch der Spaß an der Arbeit anzusehen ist.

Nicht unerwähnt muss dabei bleiben, dass Hennes diesen Job „nebenbei“ erledigte, immerhin war er hauptberuflich als Maschinenbauingenieur tätig. Oft sei er freitags im Anzug und mit Aktentasche aus dem Unternehmen raus und direkt in den Tourbus rein.

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Irgendwann war die Ära der elektronischen Musik und des Techno vorbei. Immer mehr Clubs schlossen ihre Pforten. Hennes‘ Leben wurde deutlich beschaulicher. Aktuell ist er wieder bei Techno-Festivals gefragt, so im September in Bad Dürkheim. „Dann sehe ich wieder Gäste von damals und schöne Momente kommen auf“, schildert Hennes und jede Menge Nostalgie schwingt dabei mit.

In Biblis hat bislang kaum jemand von der DJ-Karriere gewusst

Über seine Karriere als populärer DJ und von seinen weltweiten Engagements habe in Biblis niemand etwas gewusst, erklärt der waschechte Bibliser. Es ist seiner Bescheidenheit geschuldet, dass seine Erfolge als DJ im Dunkeln blieben. Mittlerweile hat sich in der Riedgemeinde herumgesprochen, dass Hennes, der sich ehrenamtlich im Gemeindeparlament einbringt, zu den angesagtesten DJs gehört.

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