Eishockey

Die lustigsten Geschichten aus dem innersten Kreis der Adler Mannheim

Hermann Frank gehört zu den Adlern Mannheim wie der Puck zum Eishockey. Er erzählt die fünf lustigsten Geschichten der vergangenen 20 Jahre.

Von 
Christian Rotter
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Hermann Frank ist ein wichtiger Ansprechpartner für die Adler-Spieler. Seit 20 Jahren kümmert er sich auch darum, dass das Frühstück in der Mannheimer Kabine nicht ausgeht. © PIX-Sportfotos

Mannheim. An Hermann Frank führt kein Weg vorbei. Wer sich mit den Adlern Mannheim beschäftigt, läuft ihm zwangsläufig über den Weg. Frank ist ständig in Bewegung, hat immer etwas zu tun. Und weil der Job meist schon erledigt ist, sobald man ihn anruft, ist er der „beste Freund“ der Adler-Spieler.

Muss die Schwiegermutter vom Flughafen in Frankfurt abgeholt werden – Frank sitzt schon im Auto. Muss daheim eine Glühbirne ausgewechselt werden – Frank steht vor der Haustür. „Ich bin bei den Adlern für die ganze Administration zuständig; für alles, was mit Wohnungen, Häusern und Fahrzeugen zusammenhängt“, erzählt der 61-Jährige. „Und da die Spieler eigentlich immer etwas von mir wollen, baut sich über die Zeit ein sehr enges Vertrauensverhältnis auf.“

Frank erledigt diese Tätigkeit nicht erst seit gestern, 2025 feiert er sein Dienstjubiläum. Seit dem Umzug vom Friedrichspark in die SAP Arena ist er beim Club aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) angestellt, also seit genau 20 Jahren. Jobbeschreibung: Teamservice. Doch bereits vor der Saison 2005/06 war er eine der guten Seelen der Adler. Er übernahm manchen Flughafentransfer, begleitete das Betreuerteam auf den langen Auswärtsfahrten nach Berlin, Wolfsburg, Hamburg oder Hannover.

Hermann Frank

  • Hermann Frank, Jahrgang 1964 , ist ein waschechter Mannheimer . „Nach meiner Geburt lag meine Mutter mit mir in Neckarau im gleichen Krankenhauszimmer wie Mama Graf mit Steffi fünf Jahre später“, sagt er.
  • Seit 20 Jahren ist Frank bei den Adlern Mannheim angestellt , er ist beim Club aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für den Teamservice zuständig.
  • Frank ist bei den Adlern für die ganze Administration verantwortlich, die Spielerwohnungen und den Fuhrpark . Zudem übernimmt er unter anderem die Flughafentransporte .
  • Bevor Frank den Job bei den Adlern annahm, arbeitete er im Fensterbau.

Dem Eishockey ist er schon lange verbunden – nicht nur als Fan. Von 1993 bis 2002 arbeitete er im Betreuerteam der Frauen-Mannschaft des Mannheimer ERC. Er lernte den legendären „Schmucki“ kennen, und weil er dann auch bei den Adlern regelmäßig kräftig mit anpackte, kam eines zum anderen: Im letzten Friedrichsparkjahr fragte ihn der langjährige Adler-Manager Marcus Kuhl bei einer Auswärtsfahrt nach Berlin, ob er sich eine Festanstellung vorstellen könne. Frank schlug ein.

Seitdem hat er viele Spieler und Trainer kommen und gehen sehen. Zu den meisten pflegt er noch heute ein freundschaftliches Verhältnis, manche sind ihm besonders ans Herz gewachsen. An erster Stelle nennt er den finnischen Flügelstürmer Tommi Huhtala. „Ich habe jedes seiner Familienmitglieder kennengelernt“, erzählt Frank. René Corbet war für ihn mehr als der Kapitän des Meisterteams 2007. Frank besuchte den ehemaligen Stanley-Cup-Sieger sogar in dessen nordamerikanischer Heimat, der dreiwöchige Trip führte ihn damals auch zu den ehemaligen Mannheimer Spielern Jeff Shantz und Sven Butenschön.

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Frank hat in all den Jahren viel erlebt, er hat sich nicht nur als Gummibärchen-Lieferant des langjährigen Bundestrainers Hans Zach in dessen Mannheimer Intermezzo einen Namen gemacht. Fünf lustige Storys sind dem 61-Jährigen besonders in Erinnerung geblieben. Da sie dem einen oder anderen Ex-Spieler etwas peinlich sein könnten, bleiben die Namen ungenannt:

Das Staubsauger-Dilemma

Ich bin seit 20 Jahren bei den Adlern angestellt, gleich in meiner ersten Saison erhalte ich einen Anruf. Es meldet sich einer unserer neuen Spieler, dem eine kleine Wohnung zugeteilt worden war. Er sagt, ich müsse unbedingt zu ihm kommen, weil er nur im Umkreis von circa zwei Metern Staub saugen könne. Er bittet mich, ihm eine Verlängerung zu bringen. Natürlich habe ich mich gewundert, ich habe aber ein Verlängerungskabel aufgetrieben und bin zum Spieler gefahren.

In seiner Wohnung sticht mir der Staubsauger sofort ins Auge, das Kabel ist in der 50 Zentimeter entfernten Steckdose angeschlossen. Ich habe dem Spieler tief in die Augen geschaut und ihn gefragt: „Du weißt schon, dass man das Kabel rausziehen kann?“ Ich habe ihm das vorgeführt und begonnen, die Wohnung zu saugen. Der Spieler ist aber noch nicht ganz zufrieden und sagt: „So weit, so gut, aber das mit dem ausgezogenen Kabel kann man so doch nicht lassen!“ Ich habe dann auf den Knopf am Staubsauger gedrückt, das Kabel fährt ein – dann herrscht Stille.

Die Flughafen-Herausforderung

Bei der zweiten Geschichte muss ich ein bisschen ausholen. Zu den Spielern und ihren Familien baut sich mit der Zeit schon ein bisschen ein Vertrauensverhältnis auf. Sie wissen, dass sie auf mich zählen können. Wir stehen vor einem wichtigen Play-off-Spiel bei den Kölner Haien. Am Tag davor ruft mich ganz entsetzt eine Spielerfrau an. Sie habe ein Riesenproblem, ich sei der Einzige, der ihr jetzt noch helfen könne. Sie steht am Frankfurter Flughafen, will nach Hause fliegen, hat aber nicht ihren Pass, sondern den ihres Ehemanns mitgenommen.

Die Herausforderung: Ihr Flug geht in anderthalb Stunden. Sie erklärt mir am Telefon, wo in der Spielerwohnung die Privatdokumente mit den Ausweisen liegen. Ich denke nur: zur Wohnung fahren, dann von Mannheim nach Frankfurt - das ist schon ein bisschen frisch. Die Mannschaft hat das alles mitbekommen. Es sind Wetten gelaufen, ob ich das schaffe oder nicht. Was soll ich sagen? Ich habe mein Bestes gegeben, erst den Wohnungsschlüssel in der SAP Arena, dann die Papiere geholt und mich auf dem Weg nach Frankfurt vielleicht nicht an alle Verkehrsregeln gehalten. Als mich die Spielerfrau am Flughafen sieht, fängt sie an zu jubeln und fällt mir um den Hals.

Am Folgetag bin ich dann zu spät zu unserem Spiel in Köln aufgetaucht, erst zum zweiten Drittel. Diesmal kann ich den Verkehr nicht überlisten. Die Spieler fragen mich natürlich, warum ich es gestern pünktlich geschafft habe, heute aber nicht. Da habe ich nur gesagt: „Gestern war wichtiger.“

Manche Adler-Spieler wie Tommi Huhtala sind Hermann Frank besonders ans Herz gewachsen. © AS Sportfoto/ Binder

Der Tankstellen-Fauxpas

Kurzfristig kommt ein neuer Spieler. Da seine Wohnung noch nicht fertig ist, wohnt er im Hotel. Er bekommt von uns seinen Dienstwagen, fährt weiter Richtung Hotel und wundert sich, warum das Auto plötzlich so ruckelt. Der Spieler parkt in der Tiefgarage und schaut sich den Kassenbeleg noch einmal an. Kein Wunder: Ihm fällt auf, dass er Benzin getankt hat, der Blick in den Tankdeckel gibt ihm Gewissheit: Er hätte Diesel einfüllen müssen! Er erzählt das seinen Teamkollegen, die lachen sich kaputt und meinen nur: „Der Hermann wird sich freuen.“ Ich bin also zum Spieler gefahren, habe ihm auf die Schulter geklopft, ihn angegrinst und gesagt: „Das hast du gut gemacht!“ Der Aufwand ist auch gar nicht so groß. Schlimmer wäre es gewesen, wenn er Diesel in einen Benziner geschüttet hätte, das wäre auf einen Motorschaden hinausgelaufen.

Die Schlüsselfrage

Wieder geht eine Saison zu Ende, alle Rückflüge sind gebucht. Nur zwei, drei Spieler haben den Club informiert, dass sie noch ein bisschen länger bleiben wollen. Irgendwann ruft jemand an, der neben einem unserer Spielerhäuser wohnt. Der Nachbar erzählt uns, dass dort alle Rollläden unten sind, die Haustür aber weit offen steht und auch das Adler-Auto noch in der Einfahrt geparkt ist. Er könne aber seit Tagen niemanden sehen. Ich bin hingefahren und habe alles vorgefunden wie geschildert.

Ich habe versucht, den Spieler telefonisch zu erreichen – nichts. Ich habe ihm auch eine E-Mail geschrieben, auf die er dann reagiert und mich kontaktiert hat. Ja, er sei wieder in seiner nordamerikanischen Heimat, und ja, er habe sowohl Haus- als auch Autoschlüssel dabei. Ich habe ihn gefragt, ob er glaubt, dass dies so sinnvoll sei, schließlich müsse ich beispielsweise das Auto zurückgeben. Der Spieler versichert mir, dass er verstanden hat. Und in der Tat: Eine Woche später bekomme ich einen Anruf aus der SAP Arena mit dem Hinweis, dass ich ein Kuvert abholen könne. Dieses ist so adressiert: „An Hermann, SAP Arena“. Darin finden sich die beiden Schlüssel. Dass diese Post ankommt, finde ich schon ein bisschen cool.

Hermann Frank hat den Kontakt zu René Corbet – hier bei der Spielerverabschiedung nach der Saison 2008/09 – nie abreißen lassen. Er besuchte den ehemaligen Adler-Kapitän sogar in dessen Heimat. © Delta

Der „Spieler des Spiels“ ohne Einsatz

Noch so eine Geschichte aus meinem ersten Jahr als Angestellter bei den Adlern: Ich habe einem ganz jungen Spieler beim Umzug geholfen. Eigentlich keine große Sache, denn es geht nur zwei Stockwerke nach oben. Ich will mir gerade den Fernseher packen, doch der Spieler kommt mir zuvor und meint, dass er das übernimmt. Es kommt, wie es kommen muss: Das Gerät entgleitet ihm und fällt genau auf seinen Fuß. Es folgt ein Theater ohne Ende, denn sonntags geht es zur Partie nach Nürnberg.

An einen Einsatz des jungen Spielers ist nicht zu denken. Schwer hat er sich zwar nicht verletzt, doch er fällt erstmal aus. Als wir in Nürnberg im Stadion ankommen, bereite ich mit meinem Kollegen die Spielerbank vor. Er haut mir auf den Rücken, zeigt auf die Eisfläche und meint, dass wir heute hier garantiert nicht spielen werden. Der Eismeister will eines der beiden Tore verankern, doch er bohrt zu tief. Eine schöne, stetige Wasserfontäne sprudelt aus dem Loch hervor. Das Spiel fällt tatsächlich aus, und wen wählt das Team zum „Spieler des Spiels“: klar, den jungen Spieler mit dem Fernseher-Unfall.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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