Für Seefeld wurde der Jahreswechsel 2024/25 endlich wieder einmal eine Wintersaison nach Maß. Vor Weihnachten fing es kräftig an zu schneien, auch in den Tagen danach ging es damit weiter – nach Jahren, in denen auch der einst mit „Schneesicherheit“ werbende Wintersportort in Tirol unter Schneemangel zu leiden hatte.
Seefeld war ja bereits mehrmals Thema auf dieser Reise-Seite. Doch dies nicht etwa, weil es der Lieblingsort des Autors für die Weihnachtsfeiertage ist. Sondern vielmehr, weil er sich in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich verändert hat. Vor allem im Vorfeld und während der Ski-WM 2019 hat Seefeld jene Stärken fortentwickelt, mit denen es schon zuvor wuchern konnte: einer idealen Wintersport-Infrastruktur inmitten einer begeisternden Natur.
Das betrifft auch die Hotellerie, schon bisher etwas Besonderes: In einem der Betriebe absolvierte DJ Ötzi seine Ausbildung zum Koch, bevor er zum Schlagerstar avancierte („Ein Stern, der Deinen Namen trägt“), in einem anderem liest Hardy Krüger jr. an Heiligabend Weihnachtsgeschichten. Seit kurzem gibt es einen neuen Stern am Seefelder Hotel-Himmel: ein Sacher in den Bergen – das „Alpin Resort Sacher“.
Fast 100 Jahre Tradition und modernste Ausstattung
Es liegt auf 1200 Metern Höhe an einem Hang inmitten eines 20 000 Quadratmeter großen Parks. Zu seinen 81 Suiten und Zimmern in alpinem Stil gesellt sich ein 4700 Quadratmeter großer Wellnessbereich.
Dabei trifft das Attribut „neu“ nur auf den Namen zu. Denn das Haus selbst feiert heuer bereits 75. Geburtstag als Familienbetrieb, in vier Jahren sogar seinen 100. als Hotel. Denn gegründet wird es 1929 von der damals 39-jährigen Engländerin Henriette Clements. An dem Hang namens Geigenbühel erwirbt sie ein Grundstück und errichtet dort, wo heute die Bar liegt, ein Landhaus mit Konzertsaal, englischem Teeraum und American Bar. Unter dem Namen „Britannia“ avanciert das Haus zum Ziel von Geschäftsleuten, Adeligen und Intellektuellen aus ganz Europa. Der Krieg setzt dem ein Ende.
1950 erwirbt der international tätige Getreidehändler Franz Mauthner das Haus und führt es mit seiner Frau Hilde unter dem Namen „Astoria“ – nachdem sie es gründlich umkrempeln. So fügen sie einen Anbau mit M-förmiger-Giebelfassade hinzu, die mit diesem Initial noch heute vom Namen jener Hoteliersfamilie zeugt. Das 1953 erbaute Hotelhallenbad ist das erste Tirols und in den Jahrzehnten danach Schauplatz der legendären „Astoria-Piratenpartys“.
In den 2000er Jahren wird das Haus modernisiert und erweitert, ein 2000 Quadratmeter großer Relax- und Spa-Bereich erstellt, das 1953er Hallenbad durch Indoor- und Outdoor-Pools ersetzt. 2015 übernimmt Mauthners Tochter Elisabeth das Astoria, das Teil ihres Lebens ist: Schon als Studentin hat sie in dem Hause gearbeitet und damit ihre Karriere gestartet, 1973 hier auch geheiratet – Peter Gürtler. Und damit kommt das Sacher ins Spiel und seine komplizierte Geschichte.
Als Anna Sacher, die Witwe des Hotel-Gründers, 1930 stirbt, übernehmen Hans Gürtler, einer der bekanntesten Strafverteidiger seiner Zeit, und der Hotelier Josef Siller das Haus in Wien. Da Siller keine Kinder hat, wird das Sacher 1962 alleiniges Eigentum der Gürtlers, zuletzt von Peter Gürtler und seiner Frau Elisabeth. Obwohl sich beide 1983 scheiden lassen, übernimmt Elisabeth nach dem Tode ihres Mannes 1990 das Sacher – für die noch minderjährigen gemeinsamen Kinder Alexandra und Georg, denen sie 2015 das Stammhaus in Wien und die Dependance in Salzburg übergibt.
Nun widmet sie sich dem ihr ans Herz gewachsenen Haus in Seefeld. Doch nicht im Sinne eines Altersruhesitzes. Vielmehr legt sie kräftig los, um auch dieses Haus auf Sacher-Niveau zu bringen: Die Wasserwelten werden erweitert, sämtliche Zimmer sukzessive modernisiert.
Als Gäste ein Kaiser, Könige und eine Kanzlerin
Alles ist also bereit, um als „Sacher in den Bergen“ loszulegen. Aber dann kommt Corona. Erst im September 2022 ist es soweit: Das „Astoria-Resort“ wird zum „Alpin Resort Sacher Seefeld Tirol“ – und damit zum dritten Haus mit Sacher-Label nach dem Stammhaus in Wien und der Dependance in Salzburg. „Ein Meilenstein in der Sacher-Geschichte“, betont Elisabeth Gürtlers Tochter Alexandra Winkler, die Co-Chefin des Sacher – das damit den Schritt in Richtung Resort-Hotellerie wagt. Aber zugleich versichert: Auch in den Bergen sollen 100-Prozent-Sacher-Niveau und -Qualität gelten.
Das hat seinen Preis. Das Standardzimmer gibt es ab 280 Euro pro Person, die Signatur Suite mit 95 Quadratmetern ab 810 Euro pro Person. Dass dies gerechtfertigt ist, wird dem Haus jedoch vielfältig attestiert. 2014 erhält es die Kategorisierung „Fünf Sterne superior“, 2023 wird es in die Liste der 400 Leading Hotels of the World aufgenommen.
Und auch jene Gäste, deren gerahmte Fotos in der Lobby zu sehen sind, gewinnt man ja nicht ohne entsprechendes Niveau: EU-Präsidentin Ursula von der Leyen und Kanzlerin Angela Merkel logierten hier ebenso wie Japans Kaiser Akihito; die mit Wintersport vertrauten Königspaare Norwegens und Schwedens sind sogar Stammgäste, ebenso wie Fernsehstar Tobias Moretti.
Aber auch wer hier nicht logiert, kann die berühmte Weihnachtsdekoration in der Lobby bewundern oder in einem der beiden Restaurants – nach Reservierung – einkehren. Und dort eine Sacher-Torte genießen – eben ganz so wie in Wien.
Infos und Tipps
Lage: Im Nordwesten Österreichs nahe der Grenze zu Deutschland im Bundesland Tirol, 17 Kilometer entfernt von Innsbruck.
Anreise von Mannheim: Mit dem Auto auf der A 7 – wenn‘s gut läuft in viereinhalb Stunden – oder mit der Bahn in fünfeinhalb Stunden mit einem Umstieg in München.
Unterbringung: Seefeld verfügt über die höchste Hoteldichte aller klassischen Urlaubsregionen Österreichs – von Fünf-Sterne-Hotels (wie dem „Sacher“ am Ortsrand oder dem „Klosterbräu“ im Ortskern) über gediegene Herbergen wie der „Alten Schmiede“ oder dem „Haymon“ bis zur urigen Pension wie dem „Batzenhäusel“.
Sport: Über 30 km Ski-Abfahrten, 245 km Langlauf-Loipen, 142 km Winterwanderwege. Langlaufschule: www.xc-academy.com.
Weitere Freizeitangebote: Olympia-Bad auch mit Außenbecken sowie mit Eislaufen, Curling und einem Kino. In der Nähe: Streichelzoo „Sigis Sauhaufen“ (Kontakt: info@klosterbraeu.com). Am Ortsrand Alpaka-Park mit Liegestühlen zum Beobachten der Tiere oder zum Füttern gegen Gebühr (Infos: www.bioalpakas.at). Außerdem Kutschfahrten durch den Ort (Infos: www.fiakerei.at).
Weitere Infos: im Internet unter www.seefeld.com und vor Ort im Touristikbüro im Bahnhof. -tin
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